Bis vor wenigen Jahren sagte der Begriff „Terpene“ Cannabiskonsumenten noch gar nichts. Mittlerweile gehören die Stoffe zu den meistgeschätzten Aspekten der Pflanze. Die Terpenextraktion hat ein breites Feld an neuen Anwendungen eröffnet, darunter für Kosmetik oder als Lebensmittelzusätze. Doch wie werden Terpene eigentlich gewonnen?
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Terpene sind organische Verbindungen, die in den ätherischen Ölen der meisten Pflanzen enthalten sind und diesen Aroma und Geschmack liefern. Bei Cannabis bilden sie komplexe Kombinationen aus meist über 40 Terpenen; man hat bislang bis zu 200 verschiedene Terpene in den verschiedenen Marihuanasorten festgestellt. Dass jede Pflanze ein einmaliges Aroma aufweist, ist ihren unterschiedlichen Terpen-Anteilen zu verdanken. Dies wird auch als Terpenprofil bezeichnet und ist gewissermaßen die aromatische DNA der Pflanze.
Bis vor wenigen Jahren hatte man an Terpenen noch kaum Interesse. Die wachsende Beliebtheit von Extrakten und Dabbing führten jedoch dazu, dass viele Nutzer sich fragten, ob es möglich wäre, in diesen Produkten das Aroma der Pflanzen zu reproduzieren.
Viele der reinsten Extrakte wie Destillate oder Kristalle (bzw. diamonds) haben fast keinen Geschmack und Geruch, da es sich um Cannabinoide in isolierter Form handelt, die nichts mehr von den Terpenen und anderen typischen Inhaltsstoffen der Marihuanapflanze enthalten.
Um eine wirklich „runde" Dab-Erfahrung zu bekommen, begannen deshalb viele, Terpene zu extrahieren und diese beim Rauchen zuzufügen.
Wozu werden Terpenprofile benutzt?
Terpene hat es also immer schon gegeben, doch ihr Revival erlebten sie erst, als es darum ging, Extrakte zu ergänzen und diesen Geschmack und Duft zu verleihen. Neben ihren aromatischen und geschmacklichen Qualitäten interagieren die Terpene jedoch auch synergetisch mit den Cannabinoiden und beeinflussen deren Wirkung dank des sogenannten Entourage-Effekts. Wenn man einem isolierten THC- oder CBD-Extrakt Terpene zufügt, nähert sich seine Wirkung also der der entsprechenden Sorte an. Wenn man beispielsweise ein THC-Extrakt mit dem Terpenprofil von Blue Dream versetzt, so fällt dessen Wirkung ähnlich aus wie wenn man Blue Dream raucht.
Mit Terpenen kann man auch Cannabisprodukte auf Basis von Blüten verbessern, sodass einige sie verwenden, um den Geschmack und Duft des Grases selbst zu verbessern. Die Buds des sogenannten Cannabis light beispielsweise haben meistens relativ wenig Aroma, aber ein paar Tropfen Terpene schaffen dem Abhilfe und verbessern das Konsumerlebnis beim Rauchen deutlich.
Gleichermaßen revolutionieren die Terpene auch den Vaping-Sektor, da sie auch hier eine sehr viel realere Konsumerfahrung ermöglichen, wenn sie den berühmten e-liquids zugefügt werden. Und auch die Lebensmittelbranche hat die Terpenprofile mit offenen Armen aufgenommen: Mehrere Marken nutzen sie bereits zur Herstellung von Honig, Öl, Marmelade, Bier…
Wie können Terpene extrahiert und isoliert werden?
Grower hatten bereits geschafft, mit den konventionellen Methoden für die Extraktgewinnung Terpene zu erhalten (z. B. mittels Kondensatoren zwischen Ofen und Rezirkulationspumpe). So wurde ein Teil der Terpene als Restprodukt zurückbehalten. Das Problem an dieser Methode war jedoch, dass dabei viele Terpene verloren gingen und sich Schadstoffe bilden konnten. Das Endprodukt hatte viele seiner geschmacklichen Nuancen eingebüßt; um volle Terpenprofile handelte es sich keinesfalls.
Da Terpene sehr empfindlich sind, ist extreme Vorsicht gefragt, damit ihre Aromen und Geschmäcker erhalten bleiben. Hohe Temperaturen und hoher Druck (bzw. auch nur eines davon) führen dazu, dass ihre chemische Struktur zerfällt. Wie also werden Verunreinigungen wie Fette, Chlorophyll und andere Pflanzenmetabolite entfernt, ohne die Terpene zu beschädigen?
Aktuell gibt es eine Vielzahl von Technologien, die zur Isolierung von Terpenen verwendet werden. Sie variieren je nach Polarität, Volatilität und Größe des jeweiligen Terpens, lassen sich jedoch grundsätzlich in zwei Kategorien einteilen: Extraktionen ohne Lösungsmittel und Extraktionen auf Lösungsmittelbasis.
Terpenextraktion ohne Lösungsmittel
Um Terpenextrakte ohne Lösungsmittel zu gewinnen, werden dieselben Prinzipien verwendet, die in der Parfüm- und ätherische Öl-Industrie schon seit Jahrhunderten zum Einsatz kommen. Die beiden wichtigsten Methoden sind die Wasserdampfdestillation und die Wasserdestillation.
Bei der Wasserdampfdestillation wird das pflanzliche Rohmaterial über einen Behälter mit kochendem Wasser gehängt. Die Wasserdestillation funktioniert ganz ähnlich, nur wird das Pflanzenmaterial direkt ins kochende Wasser gegeben. Der Dampf durchdringt das Pflanzenmaterial, und die leichteren Öle, darunter auch bestimmte Terpene, werden herausgelöst und in einen Kondensator geschleust, der sie abkühlt und das Wasser und die Öle verflüssigt. Die leichteren Öle schwimmen auf der Wasseroberfläche und können leicht abgeschöpft werden.
Terpenextraktion mit Lösungsmittel
Die Extraktion mit Lösungsmitteln liefert aktuell bessere Ergebnisse. Dabei kommen Kohlenwasserstoffe und Gase wie Butan, Ethanol, Stickstoff und CO2 zum Einsatz; und der Siedepunkt liegt niedriger. Vakuumpumpen reduzieren die Anfangshitze und halten die Temperaturen niedrig genug, damit keine bioaktiven Verbindungen zerfallen.
Eine der meistverwendeten Alternativen ist die Extraktion mit CO2. Bei diesem Verfahren wird Kohlendioxid in Gasform mittels Druck und Hitze in ein überkritisches Fluid umgewandelt, das durch das Pflanzenmaterial gepresst wird. Dabei entsteht ein konzentriertes Harz, das in einem Vakuum-Trockenofen raffiniert wird, wodurch die Terpene aus dem Konzentrat isoliert und getrennt extrahiert werden können und garantiert wird, dass keine Lösungsmittel- oder Wasserrückstände zurückbleiben. CO2 ist nicht entzündlich, was das Verfahren sicherer und effizienter macht.
Extraktion durch mechanische Trennung
Es gibt jedoch auch Methoden zur Terpenextraktion ohne Lösungsmittel auf Kohlenwasserstoff- oder Dampfbasis. Dank der Weiterentwicklung von Technologien auf Grundlage von Wärme und Druck wie Rosin kann mit den gleichen mechanischen Pressen, die zur Herstellung von Rosin verwendet werden, auch der flüssige Anteil an Terpenen von den Buds getrennt werden. Mechanisch abgetrennte Terpene sind jedoch nicht komplett isoliert und enthalten noch eine gewisse Menge an Cannabinoiden.
Lebensmittel-Terpene
Die meisten Terpene, die im Cannabis vorzufinden sind, sind auch in anderen Pflanzen enthalten. Nicht alle Terpene, die auf dem Markt erhältlich sind, stammen also aus Cannabis. Terpene für Lebensmittelprodukte werden so aus anderen Pflanzen gewonnen; die entsprechenden Produkte können nicht nur reine Terpene enthalten (sofern die entsprechenden Stoffe sicher in Lebensmitteln verwendet werden können). Zudem beträgt der Terpengehalt der natürlichen Cannabispflanze fast nie über 5 %. Wie sich hohe Konzentrationen auf den Menschen auswirken ist bislang noch unbekannt. Konsumenten, die Lebensmittel-Terpene nutzen, um das Profil ihrer Extrakte aufzubessern, könnten also das natürliche Terpen-Gleichgewicht im Cannabis kippen.
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