Das Pfropfen ist im Anbau von Obstbäumen und Blumen ein weit verbreitetes Verfahren, in der Cannabis-Community wird es jedoch so gut wie gar nicht angewendet. Das ist seltsam, wenn man bedenkt, mit welchen Hindernissen nichtgewerbliche Homegrower normalerweise zu kämpfen haben, wie zum Beispiel niedrige gesetzlichen Zulassungszahlen für Cannabispflanzen oder auch einfach räumliche Begrenzungen. In diesem Post wird dir Light Addict erklären, wie man Cannabis pfropfen.
Pfropfen bedeutet im gartentechnischen Sinn einfach, dass man einen Zweig von einer Spenderpflanze nimmt, der Pfropfreis genannt wird. Dieses Pfropfreis bzw. dieser Spenderzweig wird dann mit einer weiteren Pflanze vereint, die Wurzelstock genannt wird. So bietet uns die Pfropftechnik theoretisch die Möglichkeit, viele verschiedene Sorten auf nur eine Mutterpflanze aufzupfropfen. Dies erlaubt dem ambitionierten Hanfgärtner, viele verschiedene Sorten auf einmal bei einer reduzierten Anzahl von Pflanzen anzubauen.
Grundausstattung für das Cannabis Pfropfen
- Skalpell oder Rasierklinge
- PTFE Band/ Klempnerband (sauber, formbar und dichtet perfekt ab)
- Durchsichtiges Klebeband um die Pfropfung auszurichten (optional)
- Verschließbare Plastikbeutel (Treibhauseffekt)
- Gärtnerdraht (Plastikverkleidet)
- Ein Glas Wasser
Cannabis Pfropfen: So geht's
Zunächst einmal musst du Spenderpflanzen mit gesunden Zweigen auswählen, die für das Pfropfen verwendet werden sollen und dann einen robusten Wurzelstock, der als Pfropfunterlage dienen wird. Du kannst dafür sogar einen männlichen Wurzelstock benutzen. Wenn du deine Wahl getroffen hast, solltest du nun an beiden Pflanzen nach Zweigen von ähnlicher Länge und Durchmesser suchen. Das ist deshalb wichtig, weil wir das Pflanzengewebe von Pfropfreis und Wurzelstock miteinander verbinden wollen. Die ausgewählten Zweige werden so zu deinem Pfropf-Pärchen. Jetzt musst du dich nur noch für eine Pfropftechnik entscheiden. Ich habe mit den gängigsten Pfropftechniken herumexperimentiert und finde das Kopulieren, eine Technik, die aus einem einfachen, schrägem Schnitt besteht, am einfachsten und schnellsten.
Die andere Technik, das Spaltpfropfen, besteht darin, den Wurzelstock V-förmig einzuschneiden und das Ende des aufzupfropfenden Zweiges V-förmig anzuspitzen, die beiden zusammenzufügen und das Ganze dann mit Band zu umwickeln. Diese Technik braucht allerdings etwas Zeit und eine sehr ruhige Hand und ich habe festgestellt, dass die Pfropfstelle dazu neigt, schnell auszutrocknen.
Achte unbedingt darauf, dass sowohl die Spenderpflanze als auch der Wurzelstock mindestens eine Stunde vor der Pfropf-Aktion gut bewässert werden. Nun lege deine Werkzeuge bereit. Ich persönlich bereite meine neue Rasierklinge auf das Pfropfen vor, indem ich sie durch ein wenig cannabisches Pflanzenmaterial streiche, denn ich finde diese Methode weitaus besser, als sie mit chemischen und pflanzenfremden Substanzen zu reinigen! Bereite eine Reihe von vorgeschnittenen PTFE-Klebebandstreifen vor, stell ein Glas Wasser in Greifweite und los geht's. Beim Kopulieren ist Schnelligkeit sehr wichtig - um es einfach zu formulieren: Je weniger Zeit die Schnittstellen der Luft ausgesetzt sind, desto besser! Und um die am besten geeigneten Pflanzenteile zum Pfropfen zu finden, versuche ich den geraden Teil der Zweige zwischen den Internodien zu benutzen.Wir bereiten das Pfropfreis vor, indem wir es der Länge nach von überflüssigen Blättern befreien und nur eine kleine Menge von Blättern an der Spitze übriglassen. Diese Blätter kannst du auch noch so beschneiden, wie du es beim Klonen machen würdest. Beim Schneiden des Zweigs versuche, dass der Schnitt in einem spitzen Winkel und möglichst durchgängig verläuft (um möglichst viel Oberfläche als Pfropfstelle zu erhalten). Wir schneiden zuerst den Spender-Trieb ab und stellen ihn in ein Glas Wasser, während wir uns daranmachen, den Wurzelstock zu beschneiden. Am Wurzelstock schneiden wir in einem diagonalen Winkel, der mit der Schnittstelle des Pfropfreises zusammenpasst und versuchen dabei darauf zu achten, dass die Länge der Schnittstellen möglichst genau übereinstimmt. Nun füge Pfropfreis und Wurzelstock schnellstmöglich an ihren Schnittstellen zusammen und achte dabei auf die inneren Gewebeschichten. Wenn die Teile perfekt aneinander angepasst sind, drücke sie fest zusammen. Das hilft dabei, dass aus den beschnittenen Enden an der Verbindungsstelle Wasser austritt und unterstützt so die Verbindung. Nun kannst du die Pfropfstelle fest mit dem Klempnerband (PTFE) umwickeln. Dafür befestigst du wie irgend möglich das Pfropfreis mit einem Stück Klebeband und nimmst dann ein weiteres Stück Klebeband und umwickelst damit die Stelle, sodass das Pfropfreis mittig herausschaut. Dann in zickzackartigen Bewegungen immer weiter umwickeln, wobei die Schichten von Band dabei helfen, eine feste Verdichtung gegen Licht und Luft zu bilden. (Das PTFE Band musst du einige Tage später entfernen, wenn du sicher bist, dass deine Pfropfung erfolgreich war.) Ich benutze immer ein kleines Stück Gärtnerdraht und wickle es um die Pfropfstelle zu einer kleinen Spirale. Dies ist beim Zusammenwachsen der Pfropfstelle behilflich, da die Stelle beim Wachsen durch den Draht enger zusammengedrückt wird (wenn alles vernünftig angewachsen ist, wird der Draht entfernt). Zuletzt sprenkelst du etwas Wasser in den verschließbaren Plastikbeutel und stülpst ihn über den aufgepfropften Zweig und schließt ihn am unteren Zweigende nahezu komplett (lass eine kleine Öffnung zum Atmen).
Klimatische Bedingungen
Beim Pfropfen von Cannabis solltest du die Beleuchtung auf 24 Stunden stellen, zumindest bis du neue Triebe am Pfropfreis bemerkst. Andernfalls können die Pfropfversuche verwelken und absterben während das Licht abgeschaltet ist. Die Luftfeuchtigkeit und Temperatur können ruhig wie sonst beibehalten werden.
Zeitspannen
Wir müssen bedenken, dass das Verbinden oder Pfropfen von zwei verschiedenen Pflanzen etwas dauert, sodass zwischen verschiedenen Versuchen ziemlich viel Zeit vergeht. Das ist ein Problem und bedeutet, dass das Pfropfen kleinerer und jüngerer Cannabispflanzen wahrscheinlich mehr Erfolge erzielen wird als mit älteren Pflanzen. Ich habe bereits erfolgreich auf jüngere Pflanzen aufgepfropft, was beweist, dass eine kleine Mutterpflanze mit verschiedenen Genetiken tatsächlich machbar ist. Bis der Pfropf komplett angewachsen ist, können bis zu zwei Wochen vergehen. Das ist für mich ein viel zu langer Zeitraum, um alles zu beobachten und trotzdem letztendlich möglicherweise scheitern zu können. Deswegen achte ich sehr genau darauf, ob das Pfropfreis zu welken beginnt. Wenn es zu schnell verwelkt oder sich bis zum dritten Tag nicht erholt, ist meiner Erfahrung nach jede Hoffnung verloren. Ich entferne dann den Versuch, schneide denselben Zweig etwas zurück und versuche es aufs Neue.
Resultate
Ich habe mit der Pfropfung eine Reihe von Erfolgen erzielt und denke wirklich, dass die oben beschriebene Technik für Homegrower gut geeignet ist.
Einige Schlussgedanken
Das Pfropfen von Cannabis hängt natürlich immer von gewissen Variablen ab, weshalb nicht jeder Versuch gelingen wird. Aber mit etwas Übung kann man locker eine Erfolgsrate von ungefähr 80% erreichen. Cannabis Pfropfen ist ohne Frage besonders gut dazu geeignet, eine einzelne Mutterpflanze zu züchten, von der man dann viele verschiedene Sorten klonen kann. Du könntest die Technik aber auch dazu nutzen, deine eigenen Kreuzungen/ Samen in Masse auf kleinem Raum zu produzieren. Dazu musst du einfach nur die Blüten deiner Multi-Mutterpflanze bestäuben. Obwohl die Blüte einer Mutterpflanze mit verschiedenen aufgepfropften Sorten sicherlich einige Probleme mit sich bringt, vor allem wegen der unterschiedlichen Nährstoffbedürfnisse der verschiedenen Sorten. Ich empfehle jedem, der am Marihuana-Anbau interessiert ist, es mal auszuprobieren, da es eine lohnenswerte und interessante Erfahrung für Grower ist. Artikel und Bilder von Light Addict.
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