Rentabilität und Umweltfreundlichkeit in der Landwirtschaft schließen sich nicht zwangsweise aus. Mit regenerativen Anbaumethoden kann man nicht nur vermeiden, dass das Ökosystem durch die Bepflanzung geschädigt wird, sondern auch zur Erholung der Böden und zu einer besseren Umweltqualität beitragen. Und das gilt keineswegs nur für herkömmliche Kulturpflanzen, sondern auch für Cannabis!
Die Legalisierungswelle, die sich, angeführt von diversen Staaten der USA, gerade unaufhaltsam ihren Weg bahnt, hat die Nachfrage nach Cannabis für medizinische Zwecke sowie als Genussmittel förmlich explodieren lassen. Daher gibt es immer mehr professionelle Cannabisbauern, die kontinuierlich regelrechte Massenproduktion leisten müssen, um den Markt zu versorgen. Angesichts dieses grünen Rauschs läuft der Hanfanbau Gefahr, sich in eine ebenso ungünstige Richtung zu entwickeln wie in den letzten Jahrzehnten die „herkömmliche" Landwirtschaft. Profit um jeden Preis – diese Maxime hat einen exzessiven Verbrauch von Ressourcen und verheerende Umweltschäden zur Folge. Die Böden werden beeinträchtigt, das Wasser wird verschmutzt und die Früchte der Felder, die uns eigentlich als Nahrung, Medizin oder Genussmittel dienen sollen, reichern sich mit Giftstoffen an, die zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen können. Eine Gruppe amerikanischer Forscher hat die Auswirkungen des Marihuana-Anbaus an verschiedenen Standorten in Nordkalifornien untersucht und alarmierende Umweltschäden festgestellt, egal ob in Form von Düngerresten, die in den Flüssen landen, oder schwerwiegenden Erosionserscheinungen auf dem Gelände.
Noch bleibt Zeit, um zu reagieren
Noch aber haben die Cannabisbauern die Chance, etwas zu verändern. Statt ihren zerstörerischen Kurs beizubehalten, können sie auf eine Anbauform umsatteln, die nicht nur schlicht respektvoller mit der Umwelt und allem, was diese uns geben kann, umgeht, sondern auch die entstanden Schäden wieder gutzumachen hilft. Sie sollten nicht nur auf nachhaltige Kulturen setzen, die keine Ressourcen aufbrauchen, sondern auf ein viel umfassenderes und auch für die Cannabisproduktion viel zukunftsträchtigeres Konzept: regenerative Landwirtschaft.
Auch wenn umweltbewusste Marihuanabauern sie gerade erst wiederentdecken, sind die Methoden, die in der regenerativen Landwirtschaft zum Einsatz kommen, alles andere als neu. Man besinnt sich vielmehr auf Vorgehensweisen zurück, die jahrhundertelang üblich waren, bis kommerzielle Interessen Techniken erforderlich machten, die höhere Erträge abwarfen, nur eben auf Kosten der Umwelt. Regenerative Landwirtschaft wirkt heilend: Nach ihr sind Anbauflächen sogar in besserem Zustand als vor der Bepflanzung. Ist dieses ökologische Ziel nicht mindestens ebenso wichtig wie die Produktion von möglichst vielen Nahrungsmitteln, Medizinprodukten und Genussmitteln? Außerdem heißt dies keineswegs, dass der entsprechende Bauer keinen Gewinn macht, im Gegenteil: Auf der Habenseite der regenerativen Methoden stehen die ungewöhnlich hohe Qualität der Ernte, Kostenersparnisse auf mittel- oder langfristige Sicht sowie gute Werbung.
Der regenerative Kreislauf
Regenerative Anbaumethoden bauen einen geschlossenen Kreislauf auf. Die Natur liefert den Pflanzen alles, was diese brauchen, und bekommt dafür das zurück, was sie benötigt, um sich wieder zu erholen. Beleuchtung, Bewässerung, Düngung – für alle Faktoren des Anbauprozesses gibt es eine eigene regenerative Herangehensweise:
- Einer der Hauptunterschiede zu herkömmlichen Methoden besteht darin, wo das Wasser herkommt und wie es verwendet wird. Anlagen, mit denen Regenwasser aufgefangen, in unmittelbarer Nähe der Kulturen gespeichert oder gar mittels unterirdischer Bewässerung zu den Pflanzenwurzeln geleitet wird – solche Lösungen stehen in der regenerativen Landwirtschaft an der Tagesordnung. Dass die Wasserversorgung über solche natürliche Quellen aus der Umgebung läuft, ist entscheidend, damit die Dürreprobleme, unter denen Orte wie Kalifornien leiden, – auch wenn Cannabis hierfür keineswegs die Hauptschuld trägt – nicht noch verschlimmert werden.
- Cannabisbauern, die regenerative Techniken nutzen, verzichten auf künstliche Beleuchtung zur Verlängerung der Anbautage oder -Saison bzw. grundsätzlich Erntesteigerung.
- Außerdem wird um chemische Pestizide und Dünger ein großer Bogen gemacht. Wenn er richtig gepflegt wird, kann der Boden selbst die Nährstoffe liefern, die die Pflanzen brauchen. Zudem bekommen letztere bei ihrer wichtigen Funktion, CO2 zu absorbieren, – der über die Fotosynthese zur Energiegewinnung und zum Wachstum genutzt wird – durch lebendige Böden voller Pilze, Bakterien und anderer Mikroben, die die Kohlenstoffverbindung umwandeln und somit gegen Verschmutzung kämpfen, zusätzliche Unterstützung.
- Fruchtfolge, Gründünger, Wurmkompostierung oder zeitweise Kulturbrachen, während derer die Böden sich wieder erholen können, gehören zu den typischen regenerativen Maßnahmen, die sicherstellen, dass die Kulturen alles bekommen, was sie brauchen.
- Mischkulturen sind der beste Schutz vor Schädlingen. Je größer die Artenvielfalt in der Umgebung einer Kultur ist, desto weniger fremde Elemente (wie etwa Pestizide) braucht man auch, um diese zu schützen. Monokulturen sind sehr anfällig für Schädlinge, doch durch den Anbau mehrerer Arten auf einer Fläche lässt sich dieses Problem umgehen.
Wie bereits angedeutet, geht es darum, einen geschlossenen Kreislauf zu schaffen, indem die Pflanze alles, was sie braucht, aus der Natur selbst bekommt und ihrerseits zu deren Gleichgewicht, Erholung und Verbesserung beiträgt. Als Grower muss man weder Nährstoffe noch Dünger oder starke Beleuchtungsanlagen kaufen. Alles, was man braucht, ist Geduld, Respekt vor der Umwelt und echte Liebe zu seinen Pflanzen. Entschädigt wird man nicht nur durch auf mittel- oder langfristige Sicht hin geringere Kosten, sondern auch durch die außergewöhnliche Qualität des Marihuanas, ob man dieses nun zur Linderung von Beschwerden oder einfach nur für ein echtes Genusserlebnis nutzt – und natürlich durch das Wissen, dass man damit seinen (wenn auch noch so kleinen) Beitrag zur Wiedergutmachung der Schäden geleistet hat, die die massive Landwirtschaft auf unserem Planeten anrichtet.
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