Im Idealfall sollten Cannabispflanzen nach Lust und Laune wachsen können, so wie sie es auch im Freien tun. In der Praxis aber sind einem beim Indoor Growen oft Grenzen gesetzt und man sieht sich gezwungen, die Wachstumsphase kürzer zu halten. Hier findet ihr einige Tipps, wie eure Marihuanapflanzen so groß wie möglich werden, bevor sie zur Blüte übergehen.
Von Stoney Tark
Topping
Wenn eine Pflanze eine Haupt-Kola oder ein Hauptbud, das von Seitenzweigen umrahmt ist, besitzt, wird dies als Apikaldominanz bezeichnet. Da dies die natürliche Wuchsform vieler Cannabispflanzen ist, können sie ohne Topping oder Pinching gerne Wuchshöhen erreichen, die nicht mehr in der Komfortzone des Growers liegen.
Mein Tipp: Knipst den Spitzentrieb eurer Pflanzen frühzeitig an bzw. beschneidet ihn, damit er sich in zwei neue Triebe teilt und die eigentlich apikaldominante Pflanze stärker zur Seite hin wächst. Die Auxinausschüttung wird reduziert, und die Wuchsform wird sich fast unweigerlich verändern. Wenn ihr diese einfache Technik mehrmals hintereinander anwendet, könnt ihr innerhalb von kurzer Zeit bis zu 16 Spitzen bekommen.
Bending
Beim Bending handelt es sich um eine Low Stress Training (LST)-Methode, bei der die oberen Triebe der Cannabispflanzen nach unten gebunden werden, damit die unteren aufholen können – ein toller Weg, eine richtig ausladende Krone zu schaffen!
Mein Tipp: Probiert es doch mal damit, alle Zweige hinab zu binden, um die Nodien zu stärken. Damit halten die Zweige später auch eine schwerere Ernte aus. Zudem bekommen die Pflanzen so eine viel dichtere Krone. Normalerweise sollte es reichen, wenn ihr eure Pflanzen ein oder zweimal nach unten bindet, damit sie eine offene Struktur bekommen, mit der sie das Licht perfekt nutzen und prachtvoll wachsen.
Supercropping
Beim Supercropping handelt es sich um eine High Stress-Trainingsmethode, ihr braucht also etwas Mut und solltet eure Pflanzen wirklich gut kennen, bevor ihr ans Werk geht. Es geht darum, eine Bruchstelle im Hauptstängel und in den Hauptzweigen zu erzeugen, sodass die Pflanzen wieder Wachstumshormone ausschütten, bis der Bruch repariert ist.
Mein Tipp: Brecht die Pflanzen erst dann an, wenn ihr sie bereits hinab gebunden habt. Besonders gut funktioniert dies am Hauptstängel einer Pflanze, die wie in der Main-Lining-Methode befestigt wurde. Lasst euren Pflanzen aber auf jeden Fall immer viel Zeit, sich zu erholen und einen verholzten Kallus anzusetzen, bevor ihr es wieder mit dem Supercropping versucht. Außerdem solltet ihr die Technik nie während der Blütephase anwenden!
SCROG
Es ist ein großer Unterschied, ob man ein Pflanzennetz nur als Stütze verwendet oder als screen wie in der SCROG-Technik, wo es als Anhaltspunkt dafür dient, was die obersten Triebe und Buds sind und was von der Pflanze entfernt wird.
Mein Tipp: Wenn ihr nur ein paar Pflanzen anbauen könnt, solltet ihr am besten zu einem Netz greifen und dieses mit Pinching sowie LST kombinieren. So bekommen sie dichtes Laub, das sich durch das Netz hindurch seinen Weg zum Licht bahnt. Ein weiterer Vorteil der Screen of Green-Technik ist, dass ihr dabei keine unerwünschten Buds auf den unteren Zweigen bekommt, da diese abgeschnitten werden, bevor die Blüte beginnt.
Kulturmedium
Wenn ihr nicht nur auf biologische Weise anbaut und sowohl Flüssigdünger als auch eine hausgemachte feste Mischung, sondern auch ein Kulturmedium nutzt, das das Wurzelwachstum fördert, dann verbessert dies die mikrobielle Aktivität, die Drainage und das Wasserspeichervermögen und macht wirklich einen Unterschied, was die Größe der Pflanzen angeht.
Mein Tipp: Das Wichtigste ist, dass das Substrat so locker wird wie möglich. Wenn ihr beispielsweise Perlit, Blähtonperlen und Kokosfasern verwendet, dann fördert dies nicht nur die Belüftung, sondern zwingt die Wurzeln auch, sich auf der Suche nach neuen Lufttaschen und mehr Platz auszudehnen. Zudem kann man bei dieser Art von Substrat auch öfter gießen, ohne Gefahr zu laufen, die Pflanzen zu ertränken.
Extra-Kohlendioxid-Zufuhr
Bei dieser Technik handelt es sich eher um etwas für Grow-Experten, die neben den Kenntnissen auch die nötige Ausrüstung haben. Der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre draußen beträgt 400 ppm. Wie Beweise ergeben haben, können Cannabispflanzen drinnen aber bis zu 1500 ppm aushalten, solange ihr Licht- und Nährstoffbedarf gedeckt ist.
Mein Tipp: Führt euren Pflanzen während der Wachstumsphase (18/6) Extra-Kohlendioxid zu. Das beschleunigt die Fotosynthese und hilft den Stomata, effizienter mit der hohen Feuchtigkeit umzugehen, die beim 18/6-Rhythmus nötig ist. Vergesst aber nicht, dass die Pflanzen das CO2 erst eine Stunde nach dem Ausschalten der Lampen zu nutzen beginnen, wenn ihr euch dafür entscheidet.
Blattfütterung
Dies ist eine meiner Lieblingstechniken, um die Pflanzen in der Wachstumsphase richtig gesund und munter und um die Luftfeuchtigkeit im 70 %-Bereich zu halten. Cannabispflanzen beziehen Wasser sowohl aus dem Substrat als auch aus der Luft. Die Transpiration zu kontrollieren wird euch gesunde, kräftig wachsende Pflanzen bescheren.
Mein Tipp: Düngt die Blätter mit einer Lösung, die viele nützliche Bakterien und Pilze enthält. Das hilft ihnen, sich gegen über die Luft transportierte Krankheitserreger zu behaupten. Ich besprühe meine Blätter immer mit dem gleichen Mix aus Mikroben und Pilzen, mit dem ich auch die Wurzeln behandle, wenn ich Komposttee hergestellt habe.
Große Blumentöpfe
Je größer der Topf, desto größer auch die Pflanze, insbesondere beim Bio-Anbau. Denkt aber daran, dass die Wurzeln eurer Cannabispflanzen nicht länger als 35 cm werden; tiefere Töpfe wären also nur eine Platz- und Substratverschwendung.
Mein Tipp: Nutzt 20 l-Töpfe, aber bitte aus Filz! Finger weg von Plastiktöpfen. Textiltöpfe fördern die Luftbeschneidung und damit auch die Wurzelvermehrung.
Temperatur in der Wurzelzone
Kälte ist einer der Hauptfaktoren, die das Pflanzenwachstum und die Wurzelbildung verlangsamen. Da Cannabispflanzen draußen im Frühling und im Frühsommer wachsen, ist die Erde, an die sie gewöhnt sind, eher warm und feucht.
Mein Tipp: Überprüft die Temperatur in der Wurzelzone, indem ihr den Handrücken auf die Substratoberfläche auflegt. Wenn ihr in einer kühleren Gegend lebt, solltet ihr am besten tagsüber gießen, damit das Substrat nachts, wenn die Lampen ausgeschaltet sind, nicht feucht ist. Außerdem könnt ihr euch eine Heizung in die Growbox stellen, damit der Luftstrom im unteren Bereich warm bleibt.
Komposttee und nützliche Organismen
Aerobe Bakterien und Pilze sind die besten Freunde der Cannabispflanzen: Aus der Symbiosebeziehung mit ihnen bezieht die Pflanze Nährstoffe und Mineralien. Substrat und Kompost enthalten von Natur aus nützliche Mikroorganismen, aber ihr könnt sie auch mit eigenen anreichern.
Mein Tipp: Setzt einen Bio-Komposttee an und lasst ihn 24 h lang ziehen. Fügt dann Mikroben und Pilze – die gibt's online oder in eurem gewohnten Growshop – und (als Futter für diese) schwefelfreie Melasse hinzu. Solche Organismen fürs Indoor Growen zu verwenden kann die Wurzelmasse um bis zu 700 % steigern.
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