Das Indoor Growen hat viele Vorteile, aber eins macht immer Probleme: der Platz. Wenn man ein Zimmer anbautauglich macht, kostet das immer, und dann fallen noch Wasser-, Nährstoff- und Ausrüstungskosten an … Für einen Grower ist es deshalb wirklich wichtig, einen Weg zu finden, seine Erträge zu erhöhen und gleichzeitig seine Ausgaben zu senken, z. B. indem er die Anbaufläche maximiert. Der vertikale Cannabisanbau, bei dem man Pflanzen in vertikal übereinander aufgereihten „Terrassen“ (oder auf senkrecht gedrehten Flächen) anbaut, ist hierfür eine der besten Alternativen.
Besonders interessant ist der vertikale Cannabisanbau geworden, seit sich die Leistung der LED-Lampen verbessert hat. Während Hochdruck-Natriumdampflampen (HPS), die jahrzehntelang zu den meistverwendeten Lampenarten fürs Growen gehörten, sich so stark aufheizen, dass die Pflanzen weiter weggestellt werden müssen, um keine Schäden davonzutragen, ist die Temperatur der LEDs viel niedriger, sodass man sie nur wenige Zentimeter über den Pflanzen anbringen kann. Sie werden preislich immer erschwinglicher und leistungstechnisch den HPS-Lampen zunehmend ebenbürtig oder sogar überlegen, und für den vertikalen Anbau sind sie die beste Lösung.
Arten von vertikalem Anbau
Da die kommerziellen Cannabisproduzenten immerzu nach Wegen suchen, ihre Erträge zu steigern, Kosten zu senken und effizienter zu arbeiten, werden traditionelle horizontale Anbauflächen zunehmend seltener. Es gibt verschiedene vertikale Anbaumethoden, darunter:
- vertikales Stapeln
Bei der am weitesten verbreiteten vertikalen Anbaumethode werden die Pflanzen vertikal übereinander gestapelt, in Regalreihen, über denen jeweils LED-Lampen angebracht werden. Die Pflanzen werden getoppt und unten entlaubt, damit sie klein bleiben und mehrere dicke Triebe bekommen.
- vertikale(r) Säule/Turm
Die Pflanzen wachsen an der Seite einer Säule; von oben tropfen Wasser und Nährstoffe herab (wie z. B. in einigen Modellen von ZipGrow und Tower Garden). In der Säule wird ein Hybridsystem aus der Nährstoff-Film-Technik (NFT), wo die Nährlösung direkt auf die Wurzeln gespeist wird, und Aeroponik genutzt, einer Anbaumethode ohne Erde, bei der die Wurzeln in der Luft hängen.
- zylindrisch mit zentraler Beleuchtung
Eine andere Methode besteht darin, die Pflanze in einem zylinderförmigen hydroponischen System mit in der Mitte aufgehängter Lichtquelle anzubauen. Der Effekt ist ähnlich wie bei der Sea of Green-Technik (SOG), wo die Klone ca. 2 Wochen nach der Wachstumsphase zu blühen beginnen, was sie dazu zwingt, einen großen, mittigen Trieb zu bilden. Um mit der SOG-Technik hohe Erträge zu erzielen, braucht man viele Stecklinge – eben ein wie in der Bezeichnung versprochenes grünes Meer.
Beim vertikalen Anbau werden solche Techniken ebenfalls genutzt, sodass man in dem gestaffelten System möglichst viele Pflanzen produzieren kann. Die Methode kann jedoch auch von kleineren Growern genutzt werden, die nicht so viele Pflanzen produzieren wollen, da das vertikale Aufreihen der Pflanzenetagen um eine zentrale Lichtquelle den Ertrag eines kleinen Grow-Raums drastisch erhöht.
Vorteile des vertikalen Anbaus
Der vertikale Anbau kommt in Nordamerika immer häufiger zum Einsatz. Meistens haben die Kulturen zwei Etagen, man findet jedoch auch drei, vier und sogar mehr. Wie bereits erwähnt, werden dafür meistens LED-Lampen verwendet, die speziell für derartige Konfigurationen, d. h. fürs vertikale Wachstum, entwickelt wurden.
Die LED-Lampen, die von der kanadischen Firma AgMedica verwendet werden, sollen beispielsweise „so effizient wie vier HPS-Lampen" sein und damit die gleiche Leuchtkraft und das gleiche Spektrum in den vertikalen Grow-Räumen erzeugen können. Das heißt im Gegenzug auch nur ein Viertel des Verbrauchs – und natürlich satte Ersparnisse, die nicht nur der Stromkosten wegen interessant sind, sondern auch zwecks Nachhaltigkeit. Bei AgMedica, wo Beleuchtung nachts genutzt wird, wenn die Wasserkraft-Energie billiger ist, habe sich der Stromkonsum dadurch um rund 75 % reduziert.
Außerdem verwertet die Firma auch das Wasser in den Mischtanks wieder. Der ganze Prozess ist computergesteuert: Die Pflanze bekommt genau die Menge an Wasser, die sie für den Tag benötigt, ein unterirdisches System fängt das überschüssige Wasser wieder auf und schleust es in die Gießanlage zurück, nachdem es durch Ozonisierung von möglichen Verunreinigungen befreit wurde und so wieder verwendet werden kann.
Nachteile des vertikalen Anbaus
Obwohl der vertikale Anbau jedoch gerade in Sachen Ertragssteigerung so viele Vorteile hat, hat er auch seine Schattenseiten:
- Umgebungseinflüsse lassen sich schwerer kontrollieren
Für optimale Temperaturen, Luftfeuchtigkeit und Luftzirkulation zu sorgen ist in allen Marihuanakulturen schwer, doch beim vertikalen Anbau variieren solche Umgebungseinflüsse noch stärker, da es mehr und auf engerem Raum angebaute Pflanzen gibt, was die Kontrolle erschwert.
Die meisten Produzenten verwenden nur einen einzigen Temperatur-/Luftfeuchtigkeitssensor pro Raum, es wäre aber besser, an verschiedenen Punkten Sensoren anzubringen, um Veränderungen in der Luftfeuchtigkeit, der Temperatur, dem Luftdruck, den CO2-Werten, der Leuchtkraft (kW) usw. besser messen zu können.
- relativ hohe Anfangs- und Folgeinvestitionen
Auch wenn der vertikale Anbau höhere Erträge bringt, da man mehr Raum nutzen kann, mag er sich für manche einfach als zu teuer erweisen, wenn man berücksichtigt, dass man mehr künstliche Beleuchtung, ein Klimakontrollsystem und eine gewisse Zusatzausrüstung (Leitern, Gestelle, Sensoren usw.) braucht. Daher sollte man sich vorher gut überlegen, ob diese Investition sich langfristig auszahlt. Momentan ist die Technik vor allem für kommerzielle Pflanzen- und Gemüsebauern interessant; und für Cannabis gilt wohl dasselbe.
- für den Grower nicht ganz ungefährlich
Vertikal angebautes Cannabis braucht viel Pflege, nicht nur, was die Planung und Kontrolle angeht, sondern auch echte Handarbeit während der Wachstums- und der Blütephase. Die Wuchshöhe der Pflanzen muss gut im Zaum gehalten werden, und um auch die letzten Pflanzen zu erreichen, müssen die Arbeiter immer wieder auf Leitern oder Gerüste steigen. Dies ist unter Umständen nur mit qualifiziertem Personal und unter strengen Sicherheitsprotokollen möglich.
- Manche Sorten funktionieren besser als andere.
Viele glauben, die meisten Marihuanasorten könnten in einer vertikalen Kultur gedeihen. Es gibt jedoch sehr viele Genetiken, die eigentlich längere Wachstumsphasen mögen und einen zu hohen Wuchs haben. Um ihr Wachstum mehr ins Horizontale zu lenken und sie innerhalb des Grow-Raums zu halten, muss man zu verschiedenen Beschneidungs- und Anbindetechniken (SCROG, LST …) greifen.
Eine Anbaumethode mit Zukunft
Wie ihr gesehen habt, ist der Anbau unter freiem Himmel, bei dem kostenlose Energiequellen genutzt werden, umwelttechnisch vielleicht am nachhaltigsten, der vertikale Anbau aber ein exzellenter Weg, Indoor-Kulturen effizienter zu gestalten, sodass weniger Ressourcen verschwendet sowie der Wasser- und Stromverbrauch generell gesenkt werden können
Die Marihuanaindustrie wächst zunehmend, und die bestmögliche Platznutzung wird immer wichtiger. Die Zukunft des Cannabisanbaus – wie auch die anderer stark nachgefragter Pflanzensorten – wird also ganz sicher senkrecht sein, um maximale Ernten pro Quadratmeter bei gleichzeitiger Reduktion der Betriebskosten garantieren zu können.
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