Es gibt eine Vielzahl von Erregern und Schädlingen, die einer Cannabispflanze unterschiedlich stark zusetzen können. Die meisten Grower mit einer gewissen Erfahrung werden schon einmal mit Problemen wegen Gemeinen Spinnmilben zu kämpfen gehabt haben, einer Milbenart, die je nach Befallsgrad teilweise richtig schwer aus einer Kultur herauszubekommen ist. Auch ein anderer, mikroskopisch kleiner Typ von Milben sorgt für verheerende Schäden und ist nur ganz schwer in den Griff zu bekommen. In diesem Post berichten wir euch alles, was ihr über diese Schädlinge wissen müsst!
Die wichtigsten Milbenarten, die eurer Cannabiskultur gefährlich werden können
Die Milben bildeneine Unterklasse der Spinnentiere (Aracnida). Nicht alle von ihnen sind Schädlinge für die Landwirtschaft oder den Gartenbau, weshalb wir uns hier auf 3 für eure Hanfpflanzen sehr wohl gefährliche Arten konzentrieren werden: Spinnmilben und vor allem besonders kleine Milbenarten, die wir im Folgenden der Einfachheit halber als Mikro-Milben bezeichnen werden, obwohl dies im deutschsprachigen Raum keine offizielle Bezeichnung ist.
Spinnmilben (Tetranychidae)
Die unter Growern bekanntesten Milben sind zweifelsohne die Spinnmilben, da mit der Gemeinen Spinnmilbe oder Bohnenspinnmilbe (Tetranychus urticae) ein besonders gefürchteter Schädling zu dieser Familie gehört. Sie haben vier Beinpaare, sind durchschnittlich 0,5 mm groß und ernähren sich vom Pflanzensaft, den sie aussaugen, weshalb ihr einen Befall unter anderem an kleinen, gelben Punkten auf den Blättern erkennt. Zu ihren Merkmalen zählt auch, dass sie eine Art Netz spinnen, was für ein fortgeschrittenes Befallsstadium steht.
Die Fortpflanzung erfolgt sexuell wie bei anderen Milbenarten. Es gibt drei verschiedenen biologische Entwicklungsstadien: Larven, Puppen und Imago (das erwachsene, gehäutete Tier). Spinnmilben sind nicht die Familie mit den kleinsten Milbenexemplaren; selbst bei einem schweren Befall ist es noch möglich, die Schäden stark einzugrenzen, wenn man die richtigen Maßnahmen wählt.
Sehr viel kleiner und daher als Mikro-Milben zu kategorisieren sind die Arten aus der Familie der Tarsonemidae und der Eriophyidae.
Weichhautmilben (Tarsonemidae)
Auf die Weichhautmilben passt der Name „Mikro-Milben" wie die Faust aufs Auge, da sie nur zwischen 0,1 und 0,3 mm groß werden. Sie sind weiß oder hellgrün, fast gelb, und zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass die Weibchen 4 Beinpaare haben, die Männchen aber nur 3 sowie ein Paar Zangen, woran man auch das Geschlecht der Einzeltiere erkennen kann. Diese Zangen dienen zur Begattung der Weibchen (Fortpflanzung), aber auch zum Transport der Nymphen bis zur Häutung.
Aufgrund ihrer geringen Größe sind Weichhautmilben relativ schwer vollständig loszubekommen. Was aber sehr wohl machbar ist, ist, die Hauptbefallsquelle und das Wachstum der Population einzugrenzen und die Kultur damit bis zur Ernte zu retten. Es gibt zwei verschiedene Arten von Weichhautmilben, die eure Pflanzen befallen können: die Breitmilbe (Polyphagotarsonemus latus) und die Cyclamenmilbe (Phytonemus pallidus).
Eine Breitmilbenplage kann sehr problematisch sein, da sie häufig mit geflügelten Schädlingen wie Thripsen (Frankiniella occidentalis) einhergeht, was die Milben sehr mobil macht, denn sie klammern sich an die Beine der Thripse und werden von ihnen zu neuen, noch nicht befallenen Zonen der Kultur weitergetragen.
Gallmilben (Eriophyidae)
Diese mikroskopisch kleinen Milben werden nur zwischen 0,1 und 0,2 mm groß. Da ihnen der kleinste, hinterste Winkel einer Kultur genügt, um sich niederzulassen, bleiben sie zu Beginn oft unbemerkt und sind dementsprechend schwer wieder loszuwerden. Meistens sind sie weiß und haben nur ein einziges Beinpaar.
Gallmilben ernähren sich vom lebendigen Pflanzengewebe; abgestorbenes Material hat keinerlei Nährwert für sie. Beim Fressen spritzen sie über fünf stachelähnliche Gliedmaßen ihren Speichel in die Pflanzen. Da dieser häufig Viren enthält, erkrankt die Pflanze und übersät sich mit Verformungen und „Geschwülsten". Bekannte Gallmilben sind beispielsweise die sogenannten Kräuselmilben (Calepitrimerus vitis), die für die Kräuselkrankheit der Weinrebe oder Akariose verantwortlich sind.
Woran erkennt man Milbenbefall in einer Cannabiskultur?
Mikro-Milben sind, wie der Name sagt, mikroskopisch kleine Milben. Um die zwischen 0,1 und 0,5 mm großen Tiere ausfindig zu machen, braucht ihr daher schon eine Lupe mit einem Vergrößerungsfaktor von mindestens 100 oder 200; mit bloßem Auge ist da nichts zu machen!
Andererseits lauft ihr Gefahr, die Schädlinge erst zu entdecken, wenn der Befall schon so weit fortgeschritten ist, dass ihr eure Ernte nicht mehr retten könnt, da erste visuelle Anzeichen meistens erst bei einer sehr großen Milbenpopulation auftauchen. Da die Tierchen so winzig sind, passen theoretisch tausende auf einen cm2 – und was diese für Schäden anrichten können, brauchen wir euch vermutlich nicht zu sagen! Leider sind sie eben aufgrund ihrer Körpergröße wohl auch mit Abstand die Schädlinge, die man am schwersten wieder aus einer Cannabiskultur herausbekommt; sie können sich einfach noch im letzten Winkel verstecken, fortpflanzen und eine neue Population heranwachsen lassen.
Einen Mikro-Milbenbefall kann man beispielsweise an kleinen Stichen auf der Blattunter- sowie -oberseite erkennen, was dazu führt, dass die Blätter sich vorzeitig gelb verfärben und bei einem starken Befall schließlich sogar absterben. Auf eine große Spinnmilben-Population wiederum deuten Spinnweben sowie eine langsamere Entwicklung der Pflanzen hin.
Falls ihr bemerkt, dass die Pflanze deutlich langsamer wächst und die jungen Blätter sich verformen sowie Geschwülste entwickeln, könnt ihr davon ausgehen, dass ihr euch Weichhautmilben eingefangen habt. Ein schwerer Befall kann auch zu Nekrosen führen.
Falls diese Symptome, sprich, verlangsamte Entwicklung sowie Fehlbildungen an den Blättern, auch mit Galläpfeln einhergehen, habt ihr vermutlich Gallmilben in eurer Kultur.
Wie bekommt man Mikro-Milben wieder los?
Die effektivste Vorbeugungsmethode gegen Mikro-Milben ist, eure Grow-Umgebung so sauber wie möglich zu halten. Putzt regelmäßig gründlich durch, lasst keine Pflanzenreste herumliegen und versucht, stabile und geeignete Werte im Sachen Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu wahren. Das reduziert das Befallsrisiko schon einmal deutlich. Neben dieser goldenen Regel gibt es je nach Milbenart verschiedene Methoden der Schädlingsbekämpfung.
Kräuselmilben (Calepitrimerus vitis)
Für die biologische Schädlingsbekämpfung könnt ihr auf natürliche Fressfeinde, wie beispielsweise die Raubmilben Typhlodromus pyri, Typhlodromus phialatus oder Kampinodromus aberrans zurückgreifen. Wenn ihr komplementäre Pflanzenschutzmittel verwenden wollt, dann achtet bitte darauf, dass diese nicht gegen die Raubmilben wirken.
Chemische Behandlung: Wirkstoffe gegen Kräuselmilben sind Abamectin, Acrinathrin, Azadirachtin, Schwefel, Azocicloestan, Pyridaben, Fenbutestan, Thiazolidin, Fenpyroximat, Urea, Propargit und Spirodiclofen.
Weichhautmilben wie die Cyclamenmilbe (Phytonemus pallidus)
Für die biologische Schädlingsbekämpfung dienen euch die Raubmilbenarten Amblyseius swirskii und Amblyseius californicus, wobei letztere auch gegen Gemeine Spinnmilben hilft. Beide liefern sehr gute Ergebnisse, besonders bei hohen Temperaturen und geringer Luftfeuchtigkeit.
Chemische Behandlung: Wirkstoffe gegen Cyclamenmilben sind Schwefel, Dicofol, Endosulfan, Fenbutestan sowie Hexythiazox.
Weichhautmilben wie die Breitmilbe (Polyphagotarsonemus latus)
Für die biologische Schädlingsbekämpfung braucht ihr dieselben Raubmilben wie für die Cyclamenmilben, da es sich bei den Breitmilben ja ebenfalls um Weichhautmilben handelt.
Chemische Behandlung: Die Wirkstoffe gegen Breitmilben sind identisch mit denen, die gegen Cyclamenmilben helfen.
Präventionsmaßnahmen, mit denen ihr euch unangenehme Überraschungen erspart
Neben der oben erwähnten goldenen Regel empfehlen wir euch, neu erworbene Klone immer erst einmal unter Quarantäne zu stellen und niemals dieselbe Kleidung zu verwenden, wenn ihr mehrere Kulturen hintereinander aufsucht. Ansonsten könnt ihr selber das Transportmittel für die Schädlinge bilden und einen eurer Gärten durch einen anderen anstecken.
Falls ihr euch in einer Grow-Umgebung mit einer stark von Schädlingen oder Pilzen befallenen Kultur aufgehalten habt, solltet ihr euch danach gründlich duschen (Körper und Haare!) und sämtliche Kleidung wechseln, bevor ihr eine andere Kultur betretet. Nehmt diese Präventionsmaßnahmen bitte wirklich ernst, da ihr eure Kultur sonst nur unnötigen Risiken aussetzt!
Euer HSO-Team
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