Ökologische Landwirtschaft ist unter Growern immer verbreiteter, egal ob in kleinerem Stil oder großflächig. Hochentwickelte Hydrokultur-Gewächshäuser, wie sie von kommerziellen Produzenten verwendet werden, sind mitunter ziemlich kostspielig, teuer im Unterhalt und erfordern fundiertes Vorwissen. Wir möchten euch im Folgenden erklären, wie es mit einer kosteneffizienten ökologischen Landwirtschaft klappt – tut der Erde etwas Gutes!
Von Stoney Tark
Aerob oder anaerob?
Das erste, was ihr zum Thema Mikrobiologie wissen solltet, ist, was diese winzigen Organismen zum Leben brauchen. Es gibt zwei Arten von Bakterien, hilfreiche und harmlose. Als Grower will man natürlich keinerlei problematische Bakterien im Kultursubstrat und im Wurzelbereich haben. Deshalb möchten wir euch dazu einladen, diesen Post aufmerksam durchzulesen, die beiden Bakterientypen unterscheiden zu lernen und damit schließlich für ein gutes mikrobiologisches Gleichgewicht im Boden zu sorgen. Denn in der Erde kommen tausende von hilfreichen Bakterien vor, die nur darauf warten, eine Symbiosebeziehung mit den Pflanzenwurzeln einzugehen. Erwünscht sind vor allem aerobe Bakterien, die eine sauerstoffreiche Umgebung zum Leben brauchen. Je mehr Sauerstoff im Wasser gelöst ist, desto höher ist der pH-Wert. Wie bei Pflanzen kann auch der pH-Wert des menschlichen Körpers verändert werden. Wie ein sauerstoffreiches Kultursubstrat aussieht? Es sollte nicht zu durchnässt und matschig sein, sondern sich im Idealfall luftig und locker anfühlen, sodass überall im Blumentopf noch kleine Lufteinlagerungen zu finden sind. Perlit hilft, die Belüftungsfähigkeit des Bodens und auch die Kapillarwirkung zu verbessern. Anaerobe Bakterien sind meistens schädlich und kommen typischerweise in Sümpfen vor. Sie befallen etwa das Wurzelsystem, sodass die einst weißen Wurzeln zu einer schleimigen, dunklen Masse absterben, was der Gesundheit der Pflanze natürlich ernsthaft schaden kann. Auch ihr Geruch ist keineswegs angenehm: Er erinnert an eine Mischung aus faulen Eiern und Schwefel. Falls ihr schon einmal organische Dünger verwendet habt und Restbestände von alten Nährstoffen im Untersetzer zurückgeblieben sind, ist Vorsicht geboten: Sie sind der ideale Nährboden für die gefährlichen Bakterien! Wurzeln, die direkt mit der alten Nährlösung in Berührung gekommen sind, sind vermutlich infiziert; mit der Zeit werden die Bakterien sich vermehren und auch andere Wurzelgeflechte in der Nähe befallen. Am besten bekämpft ihr sie, indem ihr die kranke Pflanze mit einer Wasserstoffperoxid-Lösung (3 %) besprüht; das zusätzliche Sauerstoffmolekül wird die anaeroben Bakterien abtöten.
Regenwasser und Biokohle ... oder: Wovon ernähren sich eigentlich Mikroben?
Um zu verstehen, wovon die hilfreichen Bakterien sich ernähren, solltet ihr zuerst nachvollziehen, wie sie mit dem Wurzelsystem zusammenarbeiten. Mikroben werden vor allem dann als positiv gewertet, wenn sie eine symbiotische Beziehung mit der Pflanze eingehen: Sobald die mikroskopisch kleinen Sporen sich auf dem Wirt angesiedelt haben, versorgen sie die Wurzeln mit Nährstoffen, die die Pflanze dann je nach Bedarf direkt aufnehmen kann. Im Gegenzug ernähren sich die Mikroben von organischer Substanz, die verfällt und dann nach und nach humifiziert, wobei das Substrat zu Kohlenstoff umgewandelt wird. Kohlenstoff ist schwarz und glänzend, weshalb Huminsäure, Fulvinsäure, Zuckerrohrmelasse und Holzkohle auch alle ähnlich aussehen. Bei einem hohen Kohlenstoffvorrat bleibt der Boden gesund und fruchtbar. Großflächige Outdoor-Anbauflächen sind in Sachen Nährstoffbalance stark vom Regenwasser abhängig, das die Nährstoffe in den Boden spült, bis hinunter zu den Wurzeln. Biokohle ist eine Art von kohlenstoffreicher Pflanzenkohle, die durch das Erhitzen von Biomasse in sauerstoffarmem Milieu hergestellt wird. In den letzten Jahren wurde sie bei umweltbewussten Öko-Growern immer beliebter, umso mehr, als man sie relativ einfach und günstig selbst herstellen kann. Die Struktur von Biokohle ist unglaublich komplex: Mit einem einzigen, ein Quadratzentimeter großen Stück könnte man, wenn man es sorgfältig öffnete und auseinanderfaltete, ein ganzes Fußballfeld bedecken. Neben dieser strukturellen Komplexität ist sie obendrein jedoch auch noch eins der porösesten Materiale der Welt. Sie hat eine beeindruckende Kapillarwirkung, wird eure Kultur immer mit Kohlenstoff versorgen und die Konsistenz sowie die Drainage eures Substrats verbessern.
Kompost oder Komposttee?
Kompost als langsam und nachhaltig wirkenden Dünger zu verwenden ist eine weitverbreitete Praxis überall auf der Welt. Er kann zum Mulchen, bei No-Till (Direktsaat) und als Magnesiumlieferant für ein ausgelaugtes Kultursubstrat eingesetzt werden. Mikrobiologisch top informierte Bio-Bauern setzen außerdem immer häufiger auf Komposttee. Dabei handelt es sich um einen organischen Dünger, den man herstellt, indem man Kompost 24 h lang unter Luftzufuhr gären lässt. Er lässt die Bakterienpopulation im Boden ums Tausendfache in die Höhe schnellen. Ein entscheidendes Element bei der Herstellung von organischem Komposttee sind Sprudelsteine. Sie steigern den Gehalt an gelöstem Sauerstoff, den die aeroben Bakterien dann umsetzen können. Außerdem brauchen die im Wasser vorhandenen Mikroben Zuckerrohrmelasse, Huminsäuren oder eine andere flüssige kohlenstoffreiche Substanz. Der Vorteil von organischem Komposttee ist, dass eine reiche, komplexe Bakterienpopulation direkt mit der Langlebigkeit des Bodens zusammenhängt: Die „Bakterienspritze" kurbelt die Humifizierung an und macht den Boden nachhaltig zu einer gesunden, lebendigen, atmenden Austauschfläche – ganz so, wie die Natur es vorgesehen hat. Und das verbessert auf lange Sicht auch die Gesundheit der Pflanze, ihre Nährstoffaufnahme, Erträge, ihren Geschmack und ihr Aroma!
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