Für Michael Collins, den Leiter des Office of National Affairs der amerikanischen Drug Policy Alliance (DPA), gibt es keinen Zweifel: Die Cannabis-Regulierung würde Spanien erlauben, zum absoluten Spitzenreiter der Branche zu wachsen. Im Oktober war Collins anlässlich des Kongresses Hacia la regulación del cannabis in Spanien – und wir waren mit vor Ort, um die Gelegenheit zu nutzen und uns mit ihm über legales Cannabis in Europa zu unterhalten. Seiner Meinung nach hat Spanien dank des Systems der Cannabis Clubs und der liberalen Einstellung der Gesellschaft beste Voraussetzungen, um als erstes europäisches Land eine volle Legalisierung durchzusetzen.
„Spanien hat gute Chancen, sich auf europäischer Ebene zum führenden Land der Branche zu entwickeln. Die Cannabis Clubs haben ebenso wie internationale Konzerne wie etwa ICEERS oder GEPCA geholfen, die Grundlagen für die Legalisierung von Gras zu schaffen und der Bevölkerung die Augen zu öffnen." Für Michael Collins besteht kein Zweifel: Angesichts seiner sozialen und wirtschaftlichen Situation wird Spanien sich aller Wahrscheinlichkeit nach zu dem Land entwickeln, das bei der Cannabis-Regulierung in Europa vorangeht. Eins aber steht dem im Wege: Spaniens Cannabis-Politik. Das größte Problem ist Collins' Ansicht nach der „Mangel an politischer Entschlussfreudigkeit seitens des PSOE (Spanische Sozialistische Arbeiterpartei), der immer noch der Vergangenheit verhaftet und etwas zu fürchten scheint, das ohnehin früher oder später passieren wird. Die Wähler befürworten die Legalisierung, doch die Politiker scheinen das nicht sehen zu wollen".
Michael Collins ist der Leiter des Office of National Affairs der Drug Policy Alliance (DPA), der wichtigsten gemeinnützigen US-Organisation, die für das Ende des Drogenkriegs kämpft. Seit ihrer Gründung durch den Professor Arnold S. Trebach und den Rechtsanwalt Kevin B. Zeese im Jahre 1987 versucht die Organisation, den durch den Drogenmissbrauch sowie das Drogenverbot verursachten Schaden einzugrenzen. Die DPA will eine Gesellschaft begründen, deren Cannabis-Gesetze auf Wissenschaft, Gesundheit und Menschenrechten beruhen, und insistiert hierfür auf der individuellen Selbstbestimmung über Körper und Geist. In der Gesellschaft, die sie erstrebt, sollen Menschen nicht danach beurteilt werden, wie viel sie konsumieren, sondern nur nach etwaigen an anderen begangenen Verbrechen.
Herausforderungen der Cannabis-Regulierung: soziale Gerechtigkeit und Polizei
„Der Krieg gegen Drogen hat in den USA nichts anderes erreicht, als die Zahl der Inhaftierten, allem voran Afro- und Lateinamerikaner, hochzutreiben", erklärt Collins. Seiner Ansicht nach ist „der Drogenkrieg […] im Grunde ein rassistischer Kampf". Für die Organisation, an deren Spitze er steht, hat der von Nixon begonnene Krieg gegen Drogen der lateinamerikanischen und afroamerikanischen Bevölkerung großen Schaden zugefügt. Ebendies versucht auch der Kurzfilm zu zeigen, der auf ihrer Website veröffentlicht wurde und den berühmten Rapper Jay-Z als Erzähler gewonnen hat, der als Teenager selbst illegale Stoffe in den Vierteln von New York verkaufte. Collins zufolge ist dies bis heute ein Problem, das auch die Legalisierung von Cannabis nicht zu lösen können scheint.
„Festnahmen wegen kleinen Cannabis-Straftaten sind leichte Arbeit für die Polizei."
„Die, die am meisten unter der Verbotspolitik gelitten haben – afroamerikanische, lateinamerikanische und andere benachteiligte Bevölkerungsgruppen – haben nicht die Mittel, um auf dem legalen Markt mitwirken zu können. […] Viele haben an der Wall Street mit legalem Marihuana ein Vermögen verdient. Das System müsste gerechter sein; die Personen, denen durch die fehlerhaften Entscheidungen während der Verbots-Ära systematisch Schaden zugefügt wurde, sollten entschädigt werden", fügte er hinzu. Was Europa und allem voran Spanien angeht, wo Cannabis nach wie vor illegal ist, stellte er diesbezüglich heraus, dass „Immigranten und Zigeuner […] die Bevölkerungsgruppen [sind], die infolge des Status der Pflanze am meisten Ärger mit der Polizei haben". Seiner Ansicht nach sollten auch diese Bevölkerungsgruppen bei der Marihuana-Legalisierung berücksichtigt werden.
Angesichts der zahlreichen Fehler der Cannabis-Verbotsgesetze betonte er, dass ein Verbot des Konsums gewisser Substanzen das Leben der Menschen nicht verbessere. „Uns ist noch kein Rückgang der Drogennutzung infolge von deren Illegalität aufgefallen. Die Zahl der Todesfälle durch Überdosen ist vielmehr richtig hoch gerade. Das ist Scheitern in gigantischem Ausmaß", erklärte er in Bezug auf die amerikanische Cannabis-Gesetzgebung. Als wir Collins nach dem größten Problem fragten, das sich ihm bei seinen Legalisierungsinitiativen bislang gestellt hat, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen: die Polizei und z. T. auch Politiker. „Für beide ist die Nutzung von Drogen eine Art moralisches Versäumnis.". Zudem, betonte er, hätten Cops es gerne einfach: „Festnahmen wegen kleinen Cannabis-Straftaten sind leichte Arbeit für die Polizei. […] [Die Legalisierung] würde ihre Arbeit erschweren."
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