Sich mit den Tricks und Techniken des Cannabisanbaus auszukennen zahlt sich langfristig wirklich aus. In diesem Post erklären wir euch, welche verschiedenen Low Stress Training (LST)- und High Stress Training (HST)-Methoden es gibt und welche Vorteile diese jeweils bieten.
Beschneiden
Cannabispflanzen zu beschneiden ist einer der einfachsten und effizientesten Wege, seine Erträge zu erhöhen. Wenn ihr bestimmte Pflanzenteile entfernt, kann das euren Pflanzen helfen, all ihre Energie auf die Produktion richtig fetter Buds zu konzentrieren.
Was ihr braucht
Um diese Old School-Techniken anzuwenden, braucht ihr nichts als eine richtig saubere und sterilisierte Schere oder ein scharfes Skalpell. Sucht euch die zu bearbeitende Marihuanapflanze aus, und los geht's! Beim Beschneiden geht es schlicht darum, Laub gezielt zu entfernen. Aber das müssen wir euch vermutlich nicht lange erklären, denn diese Methode ist auf der ganzen Welt bekannt und wird beispielsweise auch bei Tomatenpflanzen richtig oft verwendet.
Durch Beschneiden Energie umlenken
Durch das Beschneiden schafft ihr es, die Energie der Pflanze dorthin zu leiten, wo es euch interessiert. Denkt einfach mal an die verschiedenen Pflanzenteile und daran, wie viel Energie jeder von ihnen erhält. Dann stellt euch vor, wie anders das alles aussähe, wenn ein Teil entfernt werden würde und die verbleibende Energie anderswohin ginge. Der beste Zeitpunkt fürs Beschneiden ist in Übergangsphasen, während der Wachstumsphase oder kurz vor der Blüte, da die Pflanze während des Wechsels von 18/6 auf 12/12 eine hormonelle Veränderung durchmacht, die einen erneuten Wachstumsschub und schließlich die Bildung der Buds auslöst. Der Hauptvorteil daran, zu einem frühen Zeitpunkt zu beschneiden, ist, dass man die Bildung kleiner Popcorn-Buds verhindern kann, die nur unnötig viel Trimm-Arbeit kosten. Wenn ihr die unteren Pflanzenteile entfernt, die ohnehin kaum Licht bekommen, stellt ihr sicher, dass sich große Buds oben auf der Pflanze bilden, und könnt sogar je nach der Cannabissorte, die ihr anbaut, den ganzen Wuchs verändern.
Ein weiterer Vorteil des Beschneidens ist die Tatsache, dass man währenddessen Klone abnehmen kann, da man ja viele Pflanzenteile entfernt, die später in einem Propagator oder einem aeroponischen Klongerät zum Wurzeln gebracht werden können. Wenn ihr keine Lust auf letzteres habt, könnt ihr die abgeschnittenen Teile natürlich auch einfach wegwerfen. Sicher ist jedenfalls, dass das die perfekte Phae ist, um Stecklinge abzunehmen.
Low Stress Training
Beim LST oder Low Stress Training geht es, wie der Name erahnen lässt, darum, die Wuchsstruktur der Pflanzen zu verändern, ohne Traumata oder Stress zu verursachen – genau das Gegenteil von High Stress-Techniken wie Supercropping, bei denen die Zweige gebrochen werden. Durch LST bekommt man Pflanzen von buschigem Wuchs, die vor allem in die Breite wachsen. Dies gelingt unter anderem durch die Nutzung von Pflanzennetzen, deren Hauptziel ist, den Kronentrieb tief zu halten, noch unter den anderen Trieben, um eine Art Rivalitätskampf zu entfachen. Denn wenn es keinen klaren Spitzentrieb gibt, wetteifern die Zweige munter in Form von vielen, vielen Buds, die zudem mehr Licht abbekommen als in der „untrainierten" Variante.
Was ihr braucht
Es gibt viele Wege, den Spitzentrieb nach unten zu biegen. Meistens wird ein Seil dafür verwendet; manche Grower ziehen die Zweige aber auch lieber mithilfe von Metalldraht nach unten, und wieder andere schwören auf das strategische Platzieren von Gewichten aus Metallbolzen an den Internodien. Aber ein Stück Schnur, das ihr am Topf befestigt und im Notfall einfach durchschneiden könnt, reicht wirklich völlig.
Bringt eure Pflanzen in Form per LST
LST ist deshalb so toll, weil man damit während der ganzen 18/6-Fotoperiode die Wuchshöhe und Breite der Pflanze kontrollieren kann. Je öfter man sie herunter bindet und so weiterwachsen lässt, desto flacher und breiter wird die Krone. Dadurch bildet sie nicht mehr einen zentralen Trieb mit Headbud aus, sondern mehrere gleich große Triebe, unter denen man den Original-Spitzenzweig später gar nicht mehr herausfindet.
Damit die Erträge einer Pflanze sich verbessern, muss man die Wachstumsphase länger halten als sonst; nur so hat die Pflanze genug Zeit, um sich wieder zu fangen. Eine richtig per LST „trainierte" Pflanze hat einen robusten Wuchs mit harten, verholzten Zweigen voller Blütenanlagen. Pflanzennetze oder -gitter sind wirklich nützlich, um die verschiedenen Spitzen eines Zweigs wunschgemäß zu lenken. Die SCROG-Technik ist dabei, sofern richtig angewendet, die beste Methode, um einen „einstöckigen" Pflanzenwuchs zu fördern und wirklich beeindruckende Ernten zu erzielen.
Natürlich eignen sich einige Sorten besser fürs LST-Training als andere. Hybriden oder Sorten mit Sativa-Tendenz sind eigentlich am vielfältigsten, bei Genetiken mit Indica-Dominanz verteilt sich das Licht aber viel gleichmäßiger, und das sogar im Innenteil der Pflanze. Auf der Suche nach der passenden Marihuanasorte sollet ihr aber unbedingt darauf achten, dass diese sich für die Sea of Green- oder SCROG-Technik eignet. Die Spitzen brauchen nur einige Tage, bis sie wieder zu wachsen anfangen, aber wenn ihr immer wieder eingreift, bekommt eure Pflanze mit der Zeit die gewünschte Form. Es gibt auch Grower, die die Wachstumsphase nicht verlängern wollen und die LST-Methode nur einmal vor dem Beschneiden und der Blütephase anwenden. Wenn ihr wiederum draußen anbaut und die LST-Technik den ganzen Sommer über anwendet, könnt ihr richtige Pflanzenmonster bekommen – natürlich nicht in der Höhe, sondern in der Breite!
LST und Beschneidung kombinieren
Wenn ihr diese beiden Techniken kombiniert und zum richtigen Zeitpunkt anwendet, könnt ihr maximale Grow-Effizienz erreichen: Sie verhelfen euch zu größeren Ernten, egal, ob ihr mit einer kurzen (2–3 Wochen) oder einer langen Wachstumsphase (9–10 Wochen) arbeitet, insbesondere, falls ihr nur wenig Platz zum Growen zur Verfügung habt, weil ihr z. B. in einer Growbox oder in einem Schrank anbaut. Beide der Techniken sind nicht teuer und leicht handzuhaben, allerdings solltet ihr euch überlegen, welche Wuchsform ihr erreichen wollt und ob ihr euch sicher genug fühlt, ein Netz zu verwenden, bevor ihr an die Arbeit geht.
High Stress Training
Wenn die LST-Techniken und das Beschneiden der Cannabispflanze also nur wenig Stress bereiten, was sind dann die eigentlichen High Stress-Methoden (HST)? Beispielsweise das sogenannte Supercropping, bei dem man einen Teil des Stiels bricht, sodass die Zellwände innen im Zweig zerreißen. Diese Methode mag euch sehr brutal und auf den ersten Blick unlogisch erscheinen, nachdem man sonst eigentlich immer versucht, den Pflanzen so viel Liebe und Pflege wie möglich zukommen zu lassen, aber das Supercropping hat wirklich seine Vorteile.
Während die Wunde heilt, wird ein Wachstumshormon freigesetzt und durch die Pflanze geschleust, damit die zerbrochene Stelle so schnell wie möglich repariert werden kann. Dadurch erreicht man zwei Dinge: erstens mehr Kraft und Vitalität, zweitens die Ausbildung eines kräftigen, verholzten Kallus, der der Pflanze später mehr Halt bietet, sodass sie das Gewicht der schweren Buds in der Krone besser aushält und mehr Erträge abwirft. Angesichts der Vorteile, die diese Methode bietet, ist es nicht schwer nachzuvollziehen, warum man sie „Supercropping" („Super-Ernte") getauft hat.
In der Natur kommt es durch starke Windböen oder herunterfallende Zweige immer wieder zu solchen Brüchen. Pflanzen, die solche Verletzungen in einem frühen Stadium erfahren, werden, wenn sie sich wieder erholt haben, zu stärkeren, widerstandsfähigeren Exemplaren mit höheren Erträgen.
Fazit
Die Entscheidung, welche der Methoden am besten zu eurer Kultur, eurem Zeitfenster, Raum und Budget passt, obliegt ganz euch selbst. Wenn ihr euren Pflanzen vier Wochen länger Zeit im 18/6-Lichtzyklus, sprich am Wachsen haltet und die genannten Techniken wenigstens einmal anwendet, werden eure Pflanzen bei niedriger Wuchshöhe richtig viel Zweigwerk und Blütenstände entwickeln und immer schön viele Reparatur-Wachstumshormone parat haben. Probiert doch einfach selbst, traut euch auch an ein Pflanzennetz – die Erfahrung ist es allemal wert, und ihr werdet sehen, die Resultate sind es auch!
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