Cannabichromen (CBC) wurde vor über 50 Jahren entdeckt und gilt als eins der wichtigsten Cannabinoide, aber über seine Eigenschaften haben wir noch viel zu lernen. Es hat die gleiche Molekülformel wie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Trotz dieser chemischen Parallelen aber unterscheiden sich die Wirkungen der drei Verbindungen stark voneinander. Studien haben gezeigt, dass CBD eine wichtige Rolle bei der Prävention und der Behandlung zahlreicher Beschwerden wie Akne, Krebs, Depressionen oder Problemen mit dem Knochenwachstum spielen könnte.
Cannabichromen (CBC) ist ein nicht-psychoaktives Cannabinoid der Marihuanapflanze. Wissenschaftler glauben, dass es das zweithäufigste Cannabinoid ist und durch eine Enzymreaktion in den Trichomen gebildet wird. Im Gegensatz zu THC und CBD ist CBC jedoch viel unbekannter, obwohl es bereits 1966 entdeckt wurde. Dabei gilt CBC eigentlich als eins der sechs großen Cannabinoide in Sachen medizinischer Forschung und hat extrem vielversprechende Eigenschaften.
Wie wird CBC gebildet?
CBC hat denselben Ursprung wie THC und CBD, da alle drei Cannabinoide auf Cannabigerolsäure (CBGA) zurückgehen. Die Cannabispflanzen bilden CBGA, und natürliche Enzyme zersetzen dieses in die drei Haupt-Cannabinoidsäuren: Tetrahydrocannabinolsäure (THCA), Cannabidiolsäure (CBDA) und Cannabichromensäure (CBCA).
Die besagten Pflanzenenzyme lenken die Cannabigerolsäure also gewissermaßen in Richtung von einer der drei Cannabinoidsäuren. Im Fall des CBC wird CBGA zunächst zu CBCA und dann schließlich durch die Einwirkung von Wärme oder ultraviolettem Licht zu CBC umgewandelt (durch einen Prozess namens Decarboxylierung).
Welche Effekte hat CBC?
CBC ist nicht psychoaktiv, wirkt also nicht euphorisierend wie THC. Das liegt daran, dass es nicht an die CB1-Cannabinoidrezeptoren im Gehirn bindet. Mit den CB2-Rezeptoren, die sich im peripheren Nervensystem befinden, interagiert es ebenfalls nicht. Hingegen kann es an andere Zellrezeptoren wie den TRPV1-Rezeptor (Transienter Rezeptor-Potential-Kationenkanal der Unterfamilie V, Subtyp 1, veraltet Vanilloid Receptor 1) und den TRPA1-Rezeptor (mit englischem Begriff: Transient receptor potential cation channel, subfamily A, member 1 oder transient receptor potential ankyrin 1) andocken, die beide an der Schmerzweitergabe und -modulation beteiligt sind. Wenn CBC diese Rezeptoren aktiviert, werden vom Körper mehr natürliche Endocannabinoide wie beispielsweise Anandamid (das sogenannte „Glücksmolekül") ausgeschüttet.
CBC hat aufgrund seiner Wirkung auf das Schmerzempfinden zweifelsohne einmalige Vorteile, überdies glauben Forscher jedoch auch, dass es synergetisch mit anderen Cannabinoiden zusammenwirkt. Dieses Phänomen wird als Entourage-Effekt bezeichnet und ist für THC und CBD bereits ziemlich bekannt, man weiß jedoch nicht genau, inwiefern auch andere Cannabinoide mitwirken. Was CBC angeht, so scheint dieses jedoch ein echter Teamplayer zu sein und die Wirkung anderer Cannabinoide zu verstärken. Durch die Aktivierung der TRPV1- und TRPA1-Rezeptoren wird die Effizienz des Endocannabinoid-Systems erhöht, sodass andere Rezeptoren des Körpers stärker auf die verschiedenen Cannabinoide in der Cannabispflanze reagieren.
Welches medizinische Potenzial hat CBC?
CBC gegen Schmerzen und Entzündungen
Entzündungen sind Teil vieler Krankheiten, und es gibt Hinweise darauf, dass CBC sie effektiv lindern kann. Bei aktuellen Tierversuchen wurde entdeckt, dass CBC durch Osteoarthritis – eine Krankheit, durch die der Knorpel an den Enden eines Gelenkknochens geschädigt wird – verursachte Schmerzen und Entzündungen blockiert. Ein anderer Tierversuch wiederum ergab, dass die Kombination aus CBC mit THC die Entzündung stärker reduziert als die einzelnen Verbindungen, was sein Mitwirken am Entourage-Effekt beweist.
CBC gegen Depressionen
Ein weiterer überraschender Beleg für den Entourage-Effekt ist, dass CBC kombiniert mit THC und CBD ein breites Spektrum an antidepressiven Eigenschaften zu entfalten scheint. Eine Studie darüber kommt beispielsweise zu folgendem Schluss: „Die Ergebnisse zeigen, dass Delta-9-THC und andere Cannabinoide wie CBC ähnliche Wirkungen haben wie Antidepressiva und deshalb zur Stimmungsaufhellung beitragen können". Die genauen Mechanismen dahinter sind noch unklar und müssen näher erforscht werden, doch eine interessante potenzielle Option für die natürliche Behandlung derartiger Erkrankungen ist dies allemal!
CBC für die Neurogenese
Vielversprechend scheint CBC außerdem auch für den Schutz von Hirnzellen wie Neuronen: Eine Studie aus dem Jahr 2013 hat bewiesen, dass CBC eine positive Wirkung auf neuronale Stammzellen (englisch abgek.: NSPC) hat. Diese Zellen sind für das gesunde Funktionieren des Hirns grundlegend, da sie helfen, die Signale von beschädigten Neuronen wiederzuerlangen, und diese Neuronen gegen oxidativen Stress verteidigen. CBC macht die NSPC-Zellen gesünder, was zur Prävention und Behandlung von neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer sehr nützlich sein könnte.
CBC gegen Akne
Eine der Hauptursachen von Akne sind die übermäßige Produktion von Talg, einer öligen Substanz, die die Haut zur Befeuchtung bildet, und die Entzündung der Talgdrüsen. Man hat herausgefunden, dass CBC eine ähnliche entzündungshemmende Wirkung bei Akne hat wie auch CBD-Öl und zudem die Lipidproduktion in den Talgdrüsen reduziert. Angesichts derartiger Entdeckungen kann man mit CBC vielleicht eines Tages Akne wirklich effizient behandeln oder zumindest vorbeugen, allerdings ist bislang noch mehr Forschung nötig, um zu einem definitiven Ergebnis zu kommen.
CBC gegen Krebs
Cannabichromen könnte sich auch als hochinteressantes Mittel gegen Krebs erweisen, da es mit dem natürlichen Endocannabinoid interagiert, das der menschliche Körper bildet, dem Anandamid: CBC scheint die Absorption von Anandamid zu hemmen, sodass dieses länger im Blut bleibt. Und nachdem Anandamid erwiesenermaßen Brustkrebs bekämpft, könnten CBC und andere Cannabinoide vielleicht bald zur Krebsvorbeugung eingesetzt werden.
Wo findet man CBC?
CBC kommt in einigen Cannabissorten vor, allerdings nur in sehr kleinen Mengen. Auf diese Weise kann man es also nicht nutzen.
CBC ist aber auch in einigen Arten von Vollspektrum-CBD-Öl – Extrakten, bei denen die natürlichen Konzentrationen der anderen Cannabinoide respektiert werden – enthalten. Wenn ihr die Vorteile von CBC oder den Entourage-Effekt der ganzen Pflanze nutzen wollt, dann sucht nach CBD-Produkten, die auch CBC und andere Cannabinoide sowie Terpene, Flavonoide und natürliche Fettsäuren aufweisen.
Die therapeutischen Möglichkeiten von CBC sind hochinteressant, müssen aber auf jeden Fall noch weiter erforscht werden, damit mehr über das Potenzial des Cannabinoids selbst, aber auch sein Zusammenwirken mit anderen Cannabinoiden im Entourage-Effekt bekannt wird. Wer weiß, vielleicht wird CBC ja bald zu einer wichtigen Grundlage neuer Medikamente auf Cannabis-Basis, wenn neue Studien veröffentlicht und die Marihuana-Gesetze etwas weniger hart werden?
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Quellen:
Non-psychoactive cannabinoids modulate the descending pathway of antinociception in anaesthetized rats through several mechanisms of action. Maione S, Piscitelli F, Gatta L, Vita D, De Petrocellis L, Palazzo E, de Novellis V, Di Marzo V. The British Pharmacological Society. 2011
Pharmacological Evaluation of the Natural Constituent of Cannabis Sativa, Cannabichromene and its Modulation by Δ9-Tetrahydrocannabinol. Gerald T. DeLong, Carl E. Wolf, Alphonse Poklis and Aron H. Lichtman. Drug Alcohol Depend. 2010.
Antidepressant-like effect of delta9-tetrahydrocannabinol and other cannabinoids isolated from Cannabis sativa. L. El-Alfy, Ivey K, Robinson K, Ahmed S, Radwan M, Slade D, Khan I, ElSohly M, Ross S. Pharmacol Biochem Behav. 2010.
The effect of cannabichromene on adult neural stem/progenitor cells. Shinjyo N, Di Marzo V. Neurochem Int. 2013.
Differential effectiveness of selected non-psychotropic phytocannabinoids on human sebocyte functions implicates their introduction in dry/seborrhoeic skin and acne treatment. Oláh A, Markovics A, Szabó-Papp J, Szabó PT, Stott C, Zouboulis CC, Bíró T. Exp Dermatol. 2016.
Anandamide inhibits breast tumor-induced angiogenesis. Picardi P, Ciaglia E, Proto M, Pisanti S. Transl Med UniSa. 2014
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