Die Umfallkrankheit oder Damping off, wie man sie in amerikanischen oder englischen Kreisen nennt, ist eine der größten Gefahren in der ersten Grow-Phase: Die Stängel der Keimlinge werden stellenweise plötzlich weich und kraftlos, bis das Pflänzchen umknickt und schließlich umfällt. Da die Krankheit durch verschiedene Pilzarten verursacht wird, sind entsprechende Präventivmaßnahmen der beste Weg, sie zu umgehen. Falls ihr sie euch dennoch eingefangen habt, solltet ihr so schnell wie möglich handeln.
Die Umfallkrankheit, die auch als Damping off oder Auflaufkrankheit bezeichnet wird, ist eine durch Pilze verursachte Krankheit, die vor allem frisch gekeimte Samen, anwurzelnde Stecklinge oder Keimlinge ganz zu Beginn der Wachstumsphase betrifft. Es gibt zahlreiche Pilze, die Cannabispflanzen befallen können, und diese Krankheit kann leider nicht nur durch einen von ihnen ausgelöst werden.
Was die Symptome angeht, werdet ihr meistens weiße Flecken auf dem gerade erst aus der Erde herausspitzenden Stängel, schwache oder vertrocknende Stellen beobachten können oder die Pflänzchen bereits umgeknickt vorfinden. Manchmal kommt es auch zu entfärben Stellen oder braunen und gelben Flecken in diesem Pflanzenbereich, oder zu schwierenartigen Verletzungen an den Nodien. Der betroffene Teil des Stängels wird dünner und dunkler; die Fäulnis breitet sich aus und wird stärker, und die Pflanze wird durch die unterbundene Zirkulation immer schwächer. Falls der Keimling bereits Blätter angesetzt hat, können verwelkte oder verkümmerte Blätter im unteren Bereich ebenfalls ein Indiz für eine Infektion durch die Umfallkrankheit sein.
Wenn ihr diese Symptome entdeckt oder auch nur den geringsten Verdacht geschöpft habt, ist schnelles Handeln gefragt, da die Pflanze durch die Krankheit die Nährstoffe nicht mehr richtig nutzen kann und so stark geschwächt wird, dass sie nach ein paar Tagen oder sogar Stunden stirbt. Schließlich befindet sie sich gerade im empfindlichsten Lebensstadium überhaupt.
Ursachen und Lösungen
Zum Damping off kommt es meistens, wenn ein Pilz sich im Boden oder im Substrat ausbreitet, in dem der Keimling angebaut wird, von dort aus auf andere Bereiche übergreift und dabei Stängel, Blätter und Blüten schädigt. Deshalb ist meistens auch der Teil der Pflanze betroffen, der direkt über der Erde wächst, sich also am nächsten am Substrat befindet. Mögliche Gründe für einen Befall sind:
- Ursache: Pilze im unsterilisierten Substrat oder Kulturmedium
- Lösung: Sterilisiertes Kulturmedium oder Material für die Keimung von Hanfsamen oder das Anwurzeln von Keimlingen verwenden, z. B. Jiffy, Steinwolle usw. Kultur-Raum sowie Werkzeuge und Utensilien vor und nach Verwendung immer gründlich reinigen, um Ansteckungsgefahr zu reduzieren.
- Ursache: Zu viel Wasser, Pfützen im Substrat oder über längere Zeit zu feuchtes Substrat
- Lösung: In Maßen gießen. In den ersten Lebenstagen brauchen die Pflänzchen nicht so viel Wasser, da ihre Wurzeln noch kaum in der Lage sind, dieses zu absorbieren. Kontrolliert das Substrat der Stecklinge oder Samen täglich, um sicherzustellen, dass es den passenden Feuchtigkeitsgrad hat.
- Ursache: Zu hohe Luftfeuchtigkeit und fehlende Luftzirkulation
- Lösung: Beim Säen lüften, die Samen nicht mit zu viel Erde und die Jiffy-Tabletten nicht mit einer Plastikfolie bedecken. Keimlinge müssen natürlich unter eine Decke, damit sie besser anwurzeln. In diesem Fall solltet ihr den „Brutkasten" deshalb jeden Tag ein paar Minuten lang öffnen, damit frische Luft hereinkommt, die zarten Triebe aber nicht erfrieren.
- Ursache: Falsche Temperaturen
- Lösung: Die Pilze sind temperaturabhängig. Pythium beispielsweise gedeiht in warmen, feuchten Böden, während Botrytis selbst bei sehr niedrigen Temperaturen aktiv bleibt und Fusarium sowohl mit kühlen als auch mit warmen Umgebungen klarkommt.
Angesichts dieser Variabilität je nach Feuchtigkeit, Belüftung und Temperatur sollte man möglichst viel über die verschiedenen Pilze wissen, um das Damping off so früh wie möglich zu erkennen und Schlimmeres verhindern zu können.
Echter Mehltau: etwas verwirrend, aber nicht ganz so gefährlich
Echter Mehltau ist leicht zu erkennen – an einer Art weißlichem oder aschgrauem Belag auf den Blättern der Pflanzen. Die größte Gefahr ist, den Pilz mit Staub oder Dreck zu verwechseln, umso mehr, als er teilweise auch abgeht, wenn man mit dem Finger oder einem Lappen über die Blätter fährt. Die Mehltau-Sporen werden vom Wind transportiert. Wenn sie auf das Substrat oder die Blätter treffen, entwickelt sich das Pilzrhizom.
Die gute Nachricht ist, dass Echter Mehltau leicht zu bekämpfen ist. Neben biologischen Fungiziden auf Schachtelhalm- oder Propolis-Basis gibt es spezifische Mehltau-Fungizide. Die betroffenen Pflanzenteile werden sich zwar nicht mehr erholen, doch die restliche Pflanze kann sich normal weiterentwickeln.
Botrytis: Vorsicht bei Feuchtigkeit und Raupen
Bei diesem auch als Grauschimmelfäule bezeichneten Pilz handelt es sich um einen parasitären Pilz, der die Pflanze in jedem Lebensstadium befallen kann. Ganz besonders gefährlich jedoch ist er ganz zu Beginn des Anbauzyklus, am Ende der Blütephase oder während des Trocknens. Visuelle Symptome sind eine Art „Nässeflecken" auf den Blättern, begleitet von Farbverlust – das Grün wird immer gräulicher – sowie einer Art pelzigem Belag, wenn der Pilz sich voll entwickelt hat. Die perfekten Bedingungen für seine Verbreitung sind hohe Feuchtigkeit und konstante Niederschläge bei abrupten Temperaturschwankungen. Doch auch Raupenbefall – bzw. vor allem der Kot der Insekten – erleichtert eine Infektion durch Botrytis.
Die größte Gefahr droht während der Blütephase. Ihn wieder loszuwerden, wenn eine Pflanze bereits befallen ist, ist gar nicht so leicht, deshalb ist die richtige Vorbeugung auf jeden Fall der beste Weg, sich Probleme zu ersparen.
Fusarium: der aggressivste Pilz
Bei Fusarium handelt es sich vermutlich um den aggressivsten Pilz überhaupt. Wenn er eine Kultur befällt, ist es relativ wahrscheinlich, dass er zum Tod der Pflanze führt. Manche Fusarium-Stämme befallen das Wurzelsystem, während andere eher das Gefäßsystem der Pflanze angreifen. Die Symptome sind eindeutig, insbesondere, da sie richtig schnell auftreten und die Pflanze dann ganz oder teilweise austrocknet, als würde ihr Wasser fehlen.
Wenn eine Pflanze bereits infiziert ist, ist es leider nur sehr unwahrscheinlich, dass ihr die Pilze wieder losbekommt, da es keine 100 % effiziente Behandlung gibt. Wie so häufig gilt: Vorbeugung ist der beste Angriff. Eine gute Alternative bieten natürliche „Verbündete" wie Mykorrhiza, die die Wurzeln effizient vor einer Pilzattacke abschirmen und den Pflanzen auch sonst mehr Kraft geben.
Pythium: „falscher" Pilz
Pythium ist einer der gefährlichsten Pilze; kein anderer hat eine so hohe Opferquote in den ersten Anbautagen. Man findet nur allzu oft Keimlinge im frühsten Lebensstadium, deren zarter Stängel bereits umknickt. Streng genommen handelt es sich bei Pythium nicht um einen Pilz, obwohl er zu Beginn so klassifiziert wurde, sondern um mehrere Arten von Eipilzen. Die simpleren Arten sind Parasiten von Algen oder kleinen Wassertieren, die komplexeren Parasiten von Landpflanzen. Die Pythium-Pilze kommen also sowohl im Gießwasser als auch im Boden vor. Sie sind häufig in Gewächshäusern anzutreffen und breiten sich unter günstigen Bedingungen rasch aus.
Die Verwendung eines sterilisierten Substrats ist der beste Weg, einen Befall zu verhindern. Außerdem kann man auch zu Mykorrhizen greifen und aufpassen, dass sich keine Pfützen bilden und das Substrat nicht zu feucht wird.
So, das waren also die wichtigsten Pilze, die zur Umfallkrankheit in einer Marihuana-Kultur führen können. Vergesst nicht, dass ihr so schnell wie möglich die Symptome erkennen und handeln müsst, um eine infizierte Pflanze retten zu können. Richtig vorzubeugen und Gefahrensituationen einzugrenzen ist jedoch zweifelsohne der effizienteste Weg, dem Damping off ein Schnippchen zu schlagen.
-----
Titelfoto: Michelle Grabowski, University of Minnesota Extension - Horticulture, Bugwood.org
Gebt uns ein Feedback
Deine Bewertung (zwischen 1 und 5)
1 2 3 4 5Hinterlass uns einen Kommentar
Kommentare in anderen Sprachen lesen