Die meisten Cannabisnutzer kennen Cannabinoide in aktivierter, sprich decarboxylierter Form. Doch die Cannabisindustrie entwickelt sich bekanntlich rasant und bringt immer neue Innovationen mit sich: Inzwischen sind Experten zum Schluss gekommen, dass auch die nicht-aktivierten Cannabinoidsäuren sehr interessant sein könnten.
Was sind Cannabinoidsäuren?
Cannabinoidsäuren sind Cannabinoide, die noch nicht aktiviert wurden, sprich die sogenannte Decarboxylierung noch nicht durchlaufen haben. Um diesen Prozess in Gang zu setzen, werden frische (d. h. nicht getrocknete!) Blüten im Ofen bei 100–120 ºC je nach der erwünschten Wirkung 30–60 Minuten lang erhitzt.
Je länger die frischen Blüten im Ofen bleiben, desto mehr werden die in der Pflanze enthaltenen Phytocannabinoide aktiviert und desto stärker wird deren psychoaktive Wirkung. Dies ist vor allem auf die Umwandlung von Δ9-THCA (C22H29O4) in Δ9-THC (C21H30O2) und die Synergie zwischen den verschiedenen Cannabinoiden zurückzuführen.
Die in den „rohen" Cannabisblüten enthaltenen Cannabinoide weisen eine zusätzliche Carboxygruppe (–COOOH) auf. Bei der besagten Aktivierung, die der Pflanze schließlich ihre wohlbekannten Effekte (high, stoned usw.) verleiht, handelt es sich um nichts anderes als die Abspaltung dieser Säuregruppe durch Wärmeeinwirkung.
Für den Augenblick können wir also schon einmal festhalten: Die verschiedenen Cannabinoidsäuren sind die „Rohform" der gleichnamigen Cannabinoide und haben keinerlei psychoaktive Wirkung.
Vorteile der Cannabinoidsäuren
Wir sind der Meinung, dass für therapeutische Zwecke allen in der Cannabispflanze enthaltenen Cannabinoiden eine wichtige Rolle zukommt, und gerade auch den jeweiligen Säureformen, die den Patienten psychoaktive Effekte ersparen.
Deshalb werden wir euch im Folgenden die Vorteile der bislang bekanntesten Cannabinoidsäuren schildern.
- THCA (Δ9-Tetrahydrocannabinolsäure), die saure Form von THC (Δ9-Tetrahydrocannabinol), hat entzündungshemmende Eigenschaften und eignet sich daher zur Behandlung von Arthritis und Lupus. Als Neuroprotektor kann es bei neurodegenerativen Erkrankungen (Alzheimer, Parkinson usw.) eingesetzt werden. Zudem hilft es dank seiner antiemetischen Eigenschaften gegen Übelkeit, Appetitverlust oder auch Anorexie und kann sogar die Vermehrung von Krebszellen bremsen. Zu guter Letzt verbessert es die Schlafqualität und lindert Muskelverspannungen sowie viele andere Schmerzen. Man darf also davon ausgehen, dass diesem Cannabinoid in medizinischer Hinsicht in Zukunft eine Schlüsselrolle zukommen wird.
- CBDA (Cannabidiolsäure), die saure Form von CBD, hat krebshemmende Eigenschaften: Es bremst die Entwicklung von Krebszellen und damit das Wachstum von Tumoren, besonders bei Brustkrebs, indem es die sogenannte Apoptose – den programmierten Zelltod, also die Selbstzerstörung – der kranken Zellen einleitet.
- CBCA (Cannabichromensäure), die saure Form von Cannabichromen, ist gerade Gegenstand vieler internationaler Forschungsprojekte. Endgültige Ergebnisse gibt es noch nicht, doch die Cannabinoidsäure scheint entzündungs- und pilzhemmende Eigenschaften zu besitzen.
- CBGA (Cannabigerolsäure), die saure Form von Cannabigerol, scheint schmerzlindernd und entzündungshemmend zu wirken.
- CBNA (Cannabinolsäure), die saure Form von Cannabinol, weist scheinbar ebenfalls vielfältige entzündungshemmende Eigenschaften auf.
- CBLA (Cannabicyclolsäure), die saure Form von Cannabicyclol, scheint die gleichen entzündungshemmenden Vorteile zu bieten.
Wir sind lieber vorsichtig und führen hier nur die Eigenschaften auf, die bereits durch klinische Studien und durch offizielle internationale, von Fachkräften der medizinischen Cannabisbranche und in legalem Kontext durchgeführte Forschungsprojekte nachgewiesen wurden. Natürlich werden die vielen bislang noch laufenden Studien aus der ganzen Welt aber noch viele andere wissenschaftliche Erkenntnisse bringen, die sicherlich wiederum Abhilfe gegen neue Krankheiten und Beschwerden schaffen.
Wie man Phytocannabinoide in saurer Form konsumiert
Wer die Cannabinoidsäuren nutzen will, bereitet häufig Cannabissaft aus frischen, gerade erst geernteten Blättern oder Blüten zu. Die einfachste Methode hierfür ist die Verwendung eines Kaltentsafters. Mit ihm können die Phytocannabinoide intakt aus dem Pflanzenmaterial extrahiert werden.
Wir empfehlen euch, je nach euren persönlichen Vorlieben Frucht- oder Gemüsesäfte zu dem frisch extrahierten Cannabissaft hinzuzugeben, um dessen bitteren Geschmack zu mildern. Das verbessert das Geschmackserlebnis deutlich, sodass ihr euch nicht nur im Gedanken an die zahlreichen Vorteile an den Saft wagt, sondern ihn auch genießt.
Wir hoffen, dieser Post hat euch neue Facetten an unserer gemeinsamen Lieblingspflanze enthüllt und euch neue Möglichkeiten eröffnet, ihre vielfältigen Vorteile zu nutzen!
Euer HSO-Team
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