Das erste Mal Cannabis anzubauen kann bisweilen ziemlich überwältigend sein, insbesondere in der finalen Phase. Man hat seine Pflanzen die ganze Zeit liebevoll umsorgt, – vom Samenstadium bis hin zum „Erwachsenalter“, wo sie genau so groß sind wie man selbst – und nun rückst die am sehnsüchtigsten erwartete Zeit des ganzen Anbauzyklus näher: die Ernte! Dieser Anfänger-Guide über die Ernte, das Trimmen und das Trocknen deckt alles ab, was ihr wissen müsst, um perfekte Blüten zu erhalten.
Erntezeitfenster
Zu entscheiden, wann der perfekte Zeitpunkt für die Marihuanaernte ist, ist nicht einfach. Sollte man eher nach der Blütezeit gehen, die auf der Samenpackung angegeben ist, oder eher nach der Größe und der Dichte der Buds?
Folgende fünf Faktoren solltet ihr berücksichtigen, bevor ihr eure Marihuanapflanzen abschneidet:
- Aussehen
Einer der Aspekte, auf den ihr achten solltet, um zu wissen, ob eure Pflanzen reif sind, ist ihr Aussehen nach Ablauf der empfohlenen Blütezeit. Der Ertrag allein sollte jedoch nie den Ausschlag geben, und man sollte auch nicht nur nach dem Anteil an braunen und weißen Pistillen gehen. Abgesehen vom generellen Aussehen der Pflanze sollte man auch auf den Reifegrad der Trichome und die Dicke der Calyxen achten.
- Blütezeit
Die Blütezeit, die die Pflanze benötigt, stimmt nicht immer automatisch mit den Empfehlungen der Samenbanken überein; sie kann je nach den (Indoor- oder Outdoor-)Anbaubedingungen, der Beleuchtung, der verwendeten Düngemittel, dem Phänotyp oder der Größe der Pflanze variieren. Deshalb ist es zwar durchaus hilfreich, wenn man sich die voraussichtliche Erntezeit im Kalender einträgt, um die Orientierung zu bewahren, doch man sollte nie zögern, die anfänglichen Empfehlungen zu überschreiten, wenn die Pflanze generell, die Calyxen und die Trichome noch nicht reif wirken.
- Dicke der Kelchblätter
Grower sind oft zu ungeduldig und schreiten zur Ernte, bevor die Calyxen dick genug sind und sich richtig schön auftürmen. Außerdem machen auch viele den Fehler, davon auszugehen, dass foxtail-förmige Buds automatisch bedeuten, dass zu viel Dünger verwendet wurde. Tatsächlich ist diese längliche Form aber oft einfach auf die Charakteristika der Sorte zurückzuführen, und das einzige, was man tun muss, ist den Blüten Zeit zu lassen, damit sie dicker werden und sich entwickeln können.
Entwicklung der Trichome
Die Trichome sind der Teil der Pflanze, die die ätherischen Öle, die Terpene und die Cannabinoide enthält, die eine Sorte einmalig machen. Wenn man sie unter dem Mikroskop betrachtet, sieht man, dass sie aus einem Hals und einem transparenten Kügelchen bestehen. Auf sie müsst ihr achten, um eine Idee vom Reifegrad, der Potenz, der Wirkung und dem Terpenprofil zu bekommen, die die Pflanze bis dahin entwickelt hat. Als Faustregel gilt: Wenn die Trichome eine silbrig-neblige Farbe aufweisen, ist der Effekt sanfter, und wenn sie bernsteinfarbene bis rötliche Töne aufweisen, dann ist er potenter.
- Spülen
Wenn ihr chemische Düngemittel verwendet, dann sammeln sich die Mineralsalze, die diese enthalten, im Pflanzengewebe an – und solche Überschüsse können den Geschmack ruinieren! Deshalb sollte man in den zwei Wochen vor der Ernte nur mit Wasser gießen, um das Substrat und die Wurzelzone zu reinigen und die Pflanze zu zwingen, ihre Reserven zu nutzen. Egal also, wie reif die Pflanze ist, wenn ihr die 14 Tage Spülzeit noch nicht hinter euch habt, dann muss die Ernte warten!
Was ihr bei der Ernte von Cannabispflanzen vermeiden solltet
- Buds mit Schimmel sollten sofort abgeschnitten und beseitigt werden, ebenso wie Blätter mit Mehltau.
- Erntet eure Pflanzen nicht, bevor sie ihren vollen Geschmack und Effekt entfaltet haben.
- Geht bei der Ernte lieber nicht nach der Anzahl von braunen bzw. weißen Pistillen vor.
- Erntet nicht zu spät, wenn die Terpene bereits an Intensität zu verlieren beginnen.
Geerntete Blüten trocknen
Eins der schlimmsten Dinge, die man beim Growen tun kann, ist, die Trockenphase nicht ernst zu nehmen. Viele Grower machen all ihre harte Arbeit zunichte, weil es ihnen beim Trocknen nicht schnell genug gehen kann, aber das Einzige, was man so erreicht, sind Blüten von minderer Qualität. Bevor ihr erntet, solltet ihr entscheiden, ob ihr vor oder nach dem Trocknen trimmen wollt.
Nass trimmen oder trocken trimmen
Beim nassen Trimmen schneidet man die Buds von der Pflanze ab und entfernt alle Blätter und Blättchen, bevor man sie trocknet. Es ist die bevorzugte Methode von Growern, die so schnell wie möglich ans Werk gehen wollen, und eine ideale Form, um Pflanzenmaterial zu erhalten, mit dem man Live Resin herstellen kann, denn da es dabei nicht zu einem Decarboxylierungsprozess kommt, haben die Konzentrate ein sehr viel attraktiveres Terpenprofil.
Wer die Idee, mit frischen Buds zu hantieren, nicht attraktiv findet oder zu viele Pflanzen hat, als dass dies noch praktisch wäre, sollte hingegen vor dem Trimmen erst trocknen. Dafür muss man die großen Blätter entfernen und die ganze Pflanze 10–14 Tage lang zum Trocknen aufhängen. Wenn die Blüten trocken sind, kann man mit dem Maniküren beginnen.
Fürs trockene Trimmen sollte man am besten ein Tablett oder ein Sieb verwenden, um die herabfallende Trichome aufzufangen. Anders als beim Bubble Hash können die Pollen hier direkt geraucht werden und müssen nicht erst getrocknet werden.
Manuelles vs. maschinelles Trimmen
Von Hand zu trimmen ist der traditionelle Weg und liefert die besten Ergebnisse. Es stimmt aber natürlich, dass es bei sehr großen Ernten oft nicht praktisch ist und man dann auf elektrische Trimmgeräte ausweichen muss.
Obwohl Cannabis-Kenner gerne entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn die Rede auf maschinelles Trimmen kommt, so kann dies die Rettung sein, wenn man innerhalb von kurzer Zeit große Mengen bearbeiten muss, auch wenn man danach manchmal noch einmal von Hand ran muss und die Buds nicht so liebevoll getrimmt sind, wie wenn man von Anfang an alles selbst macht.
Wie lange brauchen die Buds zum Trocknen?
Egal, ob ihr trocken oder nass trimmt, die Buds müssen 14 Tage lang trocknen. Kleinere Buds können bereits nach 10 Tagen geraucht oder gecured werden, aber zwei Wochen sind normalerweise die ideale Trockenzeit.
Die Temperatur des Trockenraums – wofür ihr eine Growbox oder ein Zimmer mit Luftextraktor nutzen könnt – sollte möglichst um die 15 ºC betragen, und die Luftfeuchtigkeit um die 50 %.
Worauf ihr achten müsst
- Die Blüten sollten geschrumpft sein, aber dabei schön dicht.
- Wenn ihr sie berührt, sollten sie sich trocken anfühlen und ein kräftiges Aroma verströmen.
- Die Zweige sollten blasser geworden sein und leicht zerbrechen.
- Die Buds sollten nicht mehr nach Chlorophyll duften.
- Außerdem sollten sie trocken, aber klebrig und nicht farblos sein.
Curing zur Verstärkung von Geschmack, Aroma und Wirkung
Ebenso wie bei Käse oder Schinken ist das Curing auch bei Marihuana eine Form, ihm mehr Geschmack und Charakter zu verleihen. Viele glauben, Curing und Lagern seien dasselbe, aber das ist falsch, denn bei ersterem handelt es sich um einen Oxidationsprozess.
Es reicht also nicht, die Buds einfach in einem hermetischen Glasbehälter aufzubewahren, man muss letzeren zehn Minuten pro Tag öffnen, damit die Buds mit der Luft in Berührung kommen, das THC und CBD abgebaut werden und die Wirkung physischer und narkotischer wird.
Fazit
Jede Pflanze wächst und reift anders, und nur mit genügend Praxiserfahrung schafft man es, eine Sorte richtig kennenzulernen und zu wissen, wann der ideale Zeitpunkt ist, um zum Spülen, Ernten, Trimmen und schließlich Trocknen und Curen überzugehen. Leider kann wie bei allem im Leben dabei einiges schiefgehen, deshalb sollte man wirklich alle Faktoren berücksichtigt haben, bevor man zur Ernte schreitet.
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